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DOI: 10.1055/s-0031-1283637
Besuchsdienste von Krebs-Selbsthilfegruppen: Aspekte der Ergebnisqualität
Einleitung und Hintergrund: Seit Mitte der 1970er Jahre bieten mehrere Selbsthilfeverbände Krebskranker Patientenbesuche im Krankenhaus an. Ziel solcher Patientenbesuche durch Gleichbetroffene sind Angstabbau, Ermutigung, Vorbereitung auf den künftigen Lebensalltag der Neuoperierten. In dieser Studie ging es um Darmkrebsoperierte mit Stoma und Brustkrebspatientinnen. Geprüft wurde u.a. die Annahme, dass die Besuchergespräche einen günstigen Einfluss auf die krankheitsbezogene Belastung der PatientInnen (FBK), die Depressivität (CES-D) und die allgemeine Lebensqualität (MLDL) drei Monate nach Krankenhausentlassung (T2) haben. Daten und Methode: Die Patientenbefragung erfolgte schriftlich mit Fragebogen und überwiegend postalisch. Befragungszeitpunkt T1: einige Tage nach OP, T2: drei Monate später. Aus 31 Kliniken liegen verwertbare T1-Fragebögen von 62 Darmkrebspatienten und 74 brustkrebsoperierten Frauen „mit„ Besuchergespräch vor sowie von 36 Darmkrebspatienten und 136 Brustkrebspatientinnen „ohne„ Besuchergespräch. Ca. zwei Drittel der T1-Patienten beteiligten sich an T2. Ergebnisse: Auch bei statistischer Kontrolle der unterschiedlichen T1-Ausgangswerte haben die Patienten „mit„ Besuchergespräch weder bei der krankheitsbezogenen Belastung noch der Depressivität eine günstigere Werteveränderung von T1 nach T2 vollzogen als die Patienten „ohne„ Besuchergespräch. Kein relevanter Unterschied lag auch bei der Lebensqualität zu T2 vor. Die schon bei T1 bestehende ungünstigere krankheitsbezogene Belastung und Depressivität der Patientinnen „mit„ gegenüber jenen „ohne„ Besuch war auch bei T2 gegeben; die krankheitsbezogene Belastung hatte sich sogar noch verstärkt. Die Depressivität war bei beiden Patientinnengruppen zu T2 im Vergleich zu T1 nahezu unverändert. Lebensqualität: Bei den Darmkrebspatienten bildete lediglich die Variable „internale gesundheitsbezogene Kontrollüberzeugung„ einen signifikanten Prädiktor (aus 22 unabhängigen Variablen) für die Lebensqualität zu T2. Bei den Brustkrebspatientinnen waren die Prädiktorvariablen: krankheitsbezogene Belastung und Depressivität zu T1 (inverse Beziehung zur Lebensqualität), soziale Unterstützung, höheres Alter und Lebensform „zusammen lebend„ (positive Beziehung). Diskussion/Schlussfolgerungen: Weder bei den Darmkrebspatienten noch bei den Brustkrebspatientinnen fand sich eine salutogene Wirkung des Besuchergesprächs zu T2. Das Besuchergespräch bildete ferner keinen signifikanten Prädiktor für die T2-Lebensqualität. Allerdings haben die Patienten im Krankenhaus das Besuchergespräch sehr positiv beurteilt.