Einleitung/Hintergrund: In der landesweiten und kommunalen Gesundheitsberichterstattung werden häufig Gesundheitsdaten
auf kommunaler Ebene miteinander verglichen. Es stellt sich die Frage, welche Kommunen
im Sinne einer strukturellen Gleichartigkeit wirklich vergleichbar sind. Mithilfe
einer Clusteranalyse nach soziodemografischen Strukturdaten wurden die Kommunen Nordrhein-Westfalens
zu gleichartigen Typen zusammengefasst. Hierdurch sind Analysen möglich, die über
die üblichen Vergleiche, beispielsweise „Ballungsräume„ versus „ländliche Regionen„
weit hinausgehen. Es konnte mehrfach gezeigt werden, dass ein Zusammenhang zwischen
diesen Typen und verschiedenen gesundheitlichen Outcomes besteht. Durch den Vergleich
von nachweislich ähnlichen Kommunen lassen sich Zusammenhänge für die Gesundheitsberichterstattung
auf einer objektiven Grundlage analysieren. Daten und Methoden: GMK Indikatorensatz/Einschulungsdaten 2009 Ergebnisse: In Zusammenarbeit mit der Universität Bochum wurde anhand von demografischen und
sozioökonomischen Indikatoren eine Typisierung der 54 Kreise und kreisfreien Städte
in Nordrhein-Westfalen durch eine Clusteranalyse vorgenommen. Grundlage dieser Clusteranalyse
waren drei Faktoren, die mithilfe einer Faktorenanalyse aus 8 sozioökonomischen Indikatoren
des GMK-Indikatorensatzes des Jahres 2008 generiert wurden. Als Ergebnis der Clusteranalyse
konnten 6 Typen von Kommunen identifiziert werden: 1=„Wenig familiengeprägte Städte„,
2=„Arme Städte und Kreise im strukturellen Wandel„, 3=„Wohlhabende schrumpfende und
alternde Städte/Kreise„, 4=„Wachsende Familienzonen„, 5=„Wachsende prosperierende
Regionen„ und 6=„Familiengeprägte Kreise mit Tendenz zur Alterung und Schrumpfung„.
Es konnte anhand einer Analyse der Daten aus den Schuleingangsuntersuchungen des Einschulungsjahres
2008 gezeigt werden, dass die unterschiedlichen Gemeindetypen Einfluss auf die Adipositasrate
der Einschüler haben. Die Adipositasrate ist mit 5% in der Gruppe der Kommunen des
Typs 2 besonders hoch. Rechnerisch haben Kinder aus dieser Region ein 1,6-fach erhöhtes
Risiko, adipös zu sein als Kinder aus einer Region des Typs 5. Diskussion: Die Zuordnung der Kommunen anhand der Clusterung ermöglicht einen objektiven Vergleich
von ähnlichen Kommunen. Für die kommunale Gesundheitsberichterstattung ergeben sich
hieraus neue Analysemöglichkeiten. Es besteht die Möglichkeit Stärken und Schwächen
von Kommunen im Vergleich mit strukturähnlichen Kommunen zu analysieren und Handlungsempfehlungen
hieraus abzuleiten.
Literatur:
A. Schultz in: Faktor Familie, Familienforschung und Familienpolitik lokal: Aktualisierung
der Clusteranalyse mit Sozialstrukturindikatoren für Kreise und kreisfreie Städte
in NRW, Bochum 2010 lLIGA.NRW: Regionale Unterschiede ausgewählter Gesundheitsindikatoren
in NRW, Bielefeld 2002 (http://www.liga.nrw.de/_media/pdf/gesundheitberichtedaten/nrw-kurz-und-informativ/regionale-unterschiede-indikatoren_0512.pdf)