Gesundheitswesen 2011; 73 - A337
DOI: 10.1055/s-0031-1283603

Priorisierung von präventiven Leistungen im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV)

D Salzmann 1, A Diederich 1
  • 1Jacobs University Bremen, Bremen

Einleitung: Nach Studienlage wird deutlich, dass die Prävention sich als ein Versorgungsbereich erweist, welcher eindeutig im Vergleich zu anderen Versorgungsbereichen von der Bevölkerung priorisiert wird (Mossialos & King, 1999). Wenig bekannt ist bisher, welchen Leistungen innerhalb der Prävention seitens der Bevölkerung eine hohe Priorität beigemessen wird. Die vorliegende Studie untersucht zum einen, nach welchen Kriterien eine Priorisierung, d.h. eine Rangfolge, von präventiven Leistungen im Rahmen der GKV erfolgen sollte und zum anderen, welche Merkmale einen Einfluss auf die Priorisierungsentscheidungen der Befragten nehmen. Methoden: Es wurde eine Querschnittserhebung mittels einer CAPI-Befragung durchgeführt. Insgesamt nahmen 103 Personen (51,5% Frauen und 48,5% Männer im Alter von 18–78 Jahren) aus Bremen und dem Bremer Umland teil. Als mögliche Priorisierungskriterien wurden Arten von präventiven Leistungen (primär, sekundär, tertiär), medizinische Kriterien sowie verschiedene Personengruppen (z.B. Personen mit und ohne soziale(r) Verantwortung) untersucht. Als Merkmale, die auf Priorisierungsentscheidungen Einfluss nehmen können, wurden explorativ Alter, Geschlecht, Sozialstatus, Krankheitsstatus, körperliche Aktivität, Body-Mass-Index sowie Alkohol- und Tabakkonsum untersucht. Die Datenanalyse umfasst Chi-Quadrat-Tests und logistische Regressionsanalysen. Ergebnisse: Die Wichtigkeit von primär, sekundär und tertiär präventiven Leistungen wird seitens der Befragten kaum differenziert. Es zeigen sich jedoch bspw. geschlechts- und alterspezifische Unterschiede. Medizinische Kriterien wie die Schwere der Erkrankung aber auch soziodemographische Kriterien wie sozioökonomischer Status werden als Priorisierungs- bzw. Posterorisierungskriterium berücksichtigt, d.h. dass diese Kriterien eine bevorzugte bzw. benachteiligte Behandlung rechtfertigen. Uneinheitlich bewerten die Befragten das Priorisierungskriterium Alter. Die Ergebnisse werden differenziert nach den möglichen Einflussfaktoren präsentiert. Diskussion: Für eine gerechte und faire Verteilung von präventiven Leistungen ist es wichtig, einen Konsens über die zu berücksichtigenden Priorisierungskriterien zu finden und diese explizit festzulegen. Von besonderer Bedeutung ist, dass die Präferenzen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen wie z.B. kranke und gesunde Bürger festgestellt werden und bei der Festlegung der zu finanzierenden präventiven Leistungen Beachtung finden.

Literatur:

Mossialos, E.; King,D. (1999). Citizen and rationing: analysis of European survey. Health Policy, 49:75–135