Einleitung/Hintergrund: Mit onkologischen Erkrankungen sind starke Belastungen für die Betroffenen verbunden,
die sich häufig in einer begleitenden psychischen Störung äußern. Deshalb sollen die
Prävalenz von psychischer Komorbidität und ihre Assoziationen mit verschiedenen Merkmalen
bei Rehabilitanden im onkologischen Indikationsbereich mithilfe von Routinedaten der
Deutschen Rentenversicherung untersucht werden. Daten und Methoden: Anhand des Scientific Use File „Rehabilitation 2008„ der DRV werden zunächst Prävalenzraten
für das Auftreten von psychischen Störungen bei bösartigen Neubildungen bestimmt (n=16.279).
Anschließend wird untersucht, in welchen zentralen Merkmalen sich onkologische Rehabilitanden
mit und ohne psychische Komorbidität unterscheiden. Bei der grafischen Analyse der
kategorialen Variablen kommen innovative Darstellungsformen (Vier-Felder-Plots, Mosaikplots)
zum Einsatz, die die Analyse von Häufigkeiten mit inferenzstatistischen Methoden verbinden.
Merkmale, die mit psychischer Komorbidität assoziiert sind, werden mithilfe einer
multiplen logistischen Regression identifiziert. Ergebnisse: Die Häufigkeit von psychischer Komorbidität (F-Diagnosen der ICD) liegt bei Rehabilitanden
mit onkologischen Erkrankungen bei 13,6%. Am stärksten davon sind Personen mit Mammakarzinom
(21,2%) betroffen. Rehabilitanden im onkologischen Indikationsbereich mit psychischer
Komorbidität sind im Vergleich zu solchen ohne psychische Komorbidität im Mittel etwas
jünger (56,0 vs. 62,6 Jahre), häufiger weiblich (71,3% vs. 52,3%), beantragen häufiger
Erwerbsminderungsrente (1,0% vs. 0,3%) und ihr Anteil ist in den alten Bundesländern
deutlich höher als in den neuen (15,9% vs. 8,5%). Bei Kontrolle der anderen Einflussgrößen
ist auch die Lokalisation des Tumors mit psychischer Komorbidität assoziiert, die
Schwere der Erkrankung hingegen nicht. Diskussion/Schlussfolgerungen: Der Anteil von onkologischen Rehabilitanden mit psychischer Komorbidität, der über
die Diagnoseverschlüsselung in den Routinedaten erfassbar ist, ist geringer als in
früheren Studien (Härter et al., 2001). Beachtenswert ist der hohe Anteil von psychischer
Komorbidität bei Rehabilitandinnen mit Mammakarzinom, da diese im Mittel jünger sind
als andere Rehabilitanden mit onkologischen Erkrankungen. Besonders auffällig sind
die starken Ost-West-Unterschiede hinsichtlich der psychischen Komorbidität, die auf
strukturelle Unterschiede hindeuten.
Literatur:
Härter M, Reuter K, Aschenbrenner A, Schretzmann B, Marschner N., Hasenburg A, Weis
J. (2001): Psychiatric disorders an associated factors in cancer: results of an interview
study with patients in inpatient, rehabilitation and outpatient treatment. Eur J Cancer,
37. 1385–1393.