Gesundheitswesen 2011; 73 - A196
DOI: 10.1055/s-0031-1283572

Entwicklung und Erprobung eines Bewertungsinstruments für die Kooperation von Krankenhäusern mit Selbsthilfegruppen: Ergebnisse aus fünf Krankenhäusern in Hamburg und NRW

S Nickel 1, S Werner 1, A Trojan 1
  • 1Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg

Einleitung/Hintergrund: Ansatzpunkt für die Forschung ist die dauerhafte Verankerung von Patientenorientierung durch die institutionalisierte Kooperation zwischen Krankenhäusern und Selbsthilfegruppen. Ziel unserer empirischen Studie ist die Entwicklung und Erprobung eines Instruments zur Messung von selbsthilfebezogener Patientenorientierung aus der Perspektive von Patienten und Krankenhausmitarbeitern. Ein weiteres Ziel ist die Identifikation von möglichen förderlichen und hinderlichen Faktoren für die Ingangsetzung und Aufrechterhaltung von Patientenorientierung im Rahmen strukturierter Kooperationen mit der Selbsthilfe. Daten und Methoden: Das Studiendesign beinhaltet eine Längsschnittstudie zu zwei Zeitpunkten in zwei Krankenhäusern Hamburgs, denen 2006 das Qualitätssiegel „Selbsthilfefreundliches Krankenhaus„ verliehen wurde, sowie Querschnittstudien in drei weiteren Krankenhäusern aus Nordrhein-Westfalen. Im Kern umfasst das Erhebungsinstrument 22 standardisierte Items auf vier Dimensionen der individuellen und solidarischen Selbsthilfeunterstützung (Patienteninformation, -partizipation, -empowerment, Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen). Sechs weitere Fragen sind offen formuliert, drei erfassen soziodemografische Merkmale der Befragten. Ergebnisse: Bisher wurde der Fragebogen bei rund 650 Mitarbeitern aus 11 Fachabteilungen und ca. 150 Mitgliedern von Selbsthilfegruppen in Hamburg eingesetzt. Die Erhebungen in NRW werden erst Ende Mai abgeschlossen sein. Im Vergleich der Einschätzungen beider Gruppen konnten nur wenige signifikante Unterschiede festgestellt werden, allerdings ist die praktische Anwendbarkeit des Fragebogens bei Mitarbeitern und Teilnehmern von Selbsthilfegruppen zum Teil erheblich eingeschränkt. Eine Analyse der förderlichen und hinderlichen Faktoren bestätigte die acht Kriterien eines „Selbsthilfefreundlichen Krankenhauses„, die im Hamburger Modellprojekt entwickelt wurden und wesentliche Anforderungen für eine systematische Zusammenarbeit darstellen. Diskussion/Schlussfolgerungen: Trotz der eingeschränkten Praktikabilität und Problemsensitivität eignet sich der neu entwickelte Fragebogen zur Evaluation und Qualitätsentwicklung selbsthilfebezogener Patientenorientierung im Krankenhaus. Der kontinuierliche Einsatz des Messinstruments dient zugleich der Optimierung (Monitoring) des Ansatzes partizipativer Versorgungsgestaltung und seiner Verbreitung in andere Einrichtungen (Benchmarking).

Literatur:

Nickel S, Werner S, Kofahl C (2009). Selbsthilfebezogene Patientenorientierung als Qualitätsziel – Entwicklungsstand, Modellprojekte und Forschungsergebnisse. In: Döhner, H., Kaupen-Haas, H., Knesebeck, O.v.d. (Hg.), Medizinsoziologie in Wissenschaft und Praxis. Münster: LIT-Verlag: 179–193 Trojan A, Nickel S (2011). Integration von Selbsthilfefreundlichkeit in das Gesundheitswesen – Entwicklungen und Perspektiven. Das Gesundheitswesen, 73 (2): 67–72 Trojan A, Werner S, Bobzien M, Nickel S (2009). Integration von Selbsthilfezusammenschlüssen in das Qualitätsmanagement im ambulanten und stationären Versorgungsbereich. Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz, 52 (1): 47–54