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DOI: 10.1055/s-0031-1283549
Hypertonie-Screening im betriebsärztlichen Setting – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie
Einleitung/Hintergrund: Als Defizit in der Gesundheitsversorgung gilt die hohe Anzahl von ansonsten gesunden Personen mit einer unentdeckten oder medikamentös unzureichend eingestellten arteriellen Hypertonie [1, 2]. Diese ist im Anfangsstadium mit Lebensstiländerungen gut modifizierbar. Ziel dieses Projektes ist es, Beschäftigte mit auffälligen Blutdruck(BD)-Werten einer individuellen betriebsärztlichen Beratung zuzuführen. Damit kann ein Beitrag zur allgemeinen Gesundheitsversorgung einer über herkömmliche Versorgungswege wenig erreichbaren Zielgruppe geleistet werden. Zur Überprüfung der Machbarkeit eines geplanten RCTs wurden zunächst Einflussfaktoren auf die Teilnahme- und Durchführungsbarrieren für validierende Selbstmessungen unter Alltagsbedingungen erfasst. Daten und Methoden: Bei allen Beschäftigten, die den Werksärztlichen Dienst (WÄD) Untertürkheim der Daimler AG zwischen Anfang Oktober 2010 und Ende April 2011 aufsuchten, wurde routinemäßig eine BD-Messung durchgeführt. Alle Beschäftigten mit erhöhten BD-Werten wurden darüber informiert, dass der einmalig erfasste Wert nach den Empfehlungen der ÖGH [3] durch eine sog. häusliche „7/30„-Selbstmessungen validiert werden sollte (GR1). Da dieses Vorgehen nur eine geringe Akzeptanz bei den Beschäftigten fand, wurde die Validierung ab Februar 2011 auf eine zweimalige Riva-Rocci-Messung im WÄD umgestellt (GR2). Berufsgruppe, BD-Höhe, Kenntnis einer bereits diagnostizierten Hypertonie, Medikationsstatus und die Gründe bei einer Studiennichtteilnahme wurden standardisiert erfasst. Ergebnisse: In GR1 wurden 203 Beschäftigte mit auffälligen BD-Werten entdeckt; 41% war eine Hypertonie bereits bekannt, 18% wurden medikamentös behandelt. 43% (n=87) waren bereit für eine validierende Selbstmessung, der Rücklauf der Messdaten lag bei 62% (n=54). Wichtigste Gründe für eine Nichtteilnahme an der 7/30-Selbstmessung war der zeitliche Aufwand. Die Teilnahmebereitschaft war im Produktionsbereich niedriger als in der Verwaltung. In GR2 war die Teilnahmebereitschaft (Erhebung noch laufend, Stand April) mit rund 60% deutlich höher. Es werden die Screening-Ergebnisse und Einflussfaktoren auf die Teilnahmebereitschaft in beiden Gruppen miteinander verglichen. Schlussfolgerungen: Die 7/30- Selbstmessung – für die Überprüfung der Blutdruckvariabilität neben der BD-Langzeitmessung als valide beschrieben – scheint aus Akzeptanzgründen für das betriebliche Setting nicht geeignet.
Literatur:
1. Middeke M. Epidemiologie und Behandlungsstatus der Hypertonie in Deutschland. In: Kirch W, Badura B, Pfaff H. Prävention und Versorgungsforschung (Ausgewählte Beiträge des 2. Nationalen Präventionskongresses und 6. Deutschen Kongresses für Versorgungsforschung Dresden, 24. bis 27. Oktober 2007) 2008, 869–881. DOI 10.1007/978–3-540–73042–2_45 2. Hense HW: Epidemiologie der arteriellen Hypertonie und Implikationen für die Prävention. 10-Jahres-Ergebnisse der MONICA-Studie Augsburg. DMW 2000; 125: 1397–1402 3. Slany K, Hitzenberger G, Zweiker R, Mayer G, Rosenkranz AR, Watschinger B, Wenzel R. Empfehlungen der Österreichischen Gesellschaft für Hypertensiologie (ÖGH) zur Arzt-, Selbst- und ambulanten 24-Stunden- Blutdruckmessung. J Hyperton 2008, 12 (4), 13–19