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DOI: 10.1055/s-0031-1283522
Sozioökonomische Unterschiede in der Einschätzung des allgemeinen Gesundheitszustandes von 11- bis 17-jährigen Kindern und Jugendlichen. Eine vergleichende Analyse der Selbst- und Elternangaben in der KiGGS-Studie
Einleitung: Gerade im Kindes- und Jugendalter kann das subjektive Gesundheitsurteil zur Identifizierung gesundheitlicher Ungleichheiten von enormer Bedeutung sein, da manifeste Krankheiten und gesundheitliche Beeinträchtigungen seltener auftreten als im späteren Leben. Untersucht wird, inwieweit sich die parallele und voneinander unabhängig erhobene Einschätzung von Eltern und ihren Kindern unterscheidet. Daten und Methoden: Datengrundlage ist eine Substichprobe der vom Robert Koch-Institut durchgeführten KiGGS-Studie (Alter=11–17 Jahre, n=6.813). Eltern und ihre Kinder wurden gefragt: „Wie würden Sie bzw. würdest du den Gesundheitszustand Ihres Kindes bzw. deinen Gesundheitszustand im Allgemeinen beschreiben?„. Fünf Antwortkategorien von „sehr gut„ bis „sehr schlecht„ waren vorgegeben. Der soziale Status wird anhand eines mehrdimensionalen, aggregierten Index erfasst, der auf Angaben der Eltern zu ihrer Schulbildung und beruflichen Qualifikation, zu ihrer beruflichen Stellung sowie zum Haushaltsnettoeinkommen beruht. Ergebnisse: Eltern schätzen den allgemeinen Gesundheitszustand ihrer Kinder positiver ein als diese selbst. Unabhängig von der Antwortbasis nehmen die Prävalenzen einer mittelmäßig bis sehr schlechten Gesundheitseinschätzung mit sinkendem Sozialstatus zu. Werden in den multivariaten Analysen die Elternangaben betrachtet, zeigt sich, dass Jungen und Mädchen mit niedrigem Sozialstatus eine signifikant erhöhte Chance haben, einen beeinträchtigten Gesundheitszustand aufzuweisen (OR: 1,67 bzw. 1,84). Werden die Eigenangaben der Jugendlichen herangezogen, lässt sich bei Jungen kein signifikanter Zusammenhang mehr zwischen einem niedrigen Sozialstatus und einer weniger guten Gesundheitseinschätzung belegen (OR: 1,20; 95%-KI: 0,82–1,75). Umgekehrt vergrößert sich der Effekt bei den Mädchen (OR: 2,43; 95%-KI: 1,65–3,57). Schlussfolgerungen: Aussagen zu sozioökonomischen Unterschieden in der Einschätzung des allgemeinen Gesundheitszustandes von Jugendlichen variieren mit der jeweiligen Antwortbasis. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Mädchen mit niedrigem Sozialstatus ihre Gesundheit als sehr viel stärker belastet empfinden als Jungen und dass Studien, die auf Eigenangaben von Kindern und Jugendlichen basieren, nur schwer mit Studien vergleichbar sind, die auf Elternangaben gründen.