Einleitung/Hintergrund: Zahlreiche Studien haben konsistent einen signifikanten Zusammenhang zwischen sozialer
Ungleichheit und Gesundheit nachgewiesen. Mögliche Erklärungen dieser gesundheitlichen
Ungleichheiten sind jedoch noch nicht vollständig erfasst. Die prospektive Studie
untersucht den Beitrag sozialer Beziehungen zur Erklärung gesundheitlicher Ungleichheiten.
Daten und Methoden: Die Daten stammen aus der SHIP-Studie (Study of Health in Pomerania) und umfassen
4308 (T0) bzw. 3300 (T1) zufällig ausgewählte Männer und Frauen im Alter von 20 bis
81 Jahren. Als Indikatoren sozialer Ungleichheit wurden Bildungsgrad, Äquivalenzeinkommen
und Berufsstatus herangezogen. Strukturelle/quantitative Aspekte sozialer Beziehungen
wurden anhand des Social Network Index (SNI) erfasst, während funktionale/qualitative
Aspekte durch die wahrgenommene instrumentelle und emotionale Unterstützung erhoben
wurden. Der subjektive Gesundheitszustand wurde zu beiden Messzeitpunkten ermittelt.
Multivariate logistische Regressionen wurden zur Berechnung des Zusammenhanges von
sozioökonomischem Status und Gesundheit eingesetzt. Im ersten Modell wurde ausschließlich
für Alter und Geschlecht adjustiert. In weiteren Modellen erfolgte zusätzlich die
Adjustierung für die Indikatoren sozialer Beziehungen. Die prozentuale Veränderung
der Odds Ratios gibt Aufschluss über den Erklärungsbeitrag sozialer Beziehungen als
Mediator gesundheitlicher Ungleichheiten. Ergebnisse: In Abhängigkeit von den verwendeten Indikatoren erklären soziale Beziehungen zwischen
2% und 20% des Zusammenhanges zwischen sozialer Ungleichheit und subjektiver Gesundheit
im Längsschnitt. Die Veränderungen der Odds Ratios sind bei Verwendung von Bildung
als Ungleichheitsindikator am stärksten. Funktionale Aspekte sozialer Beziehungen
leisten einen etwas höheren Erklärungsbeitrag als strukturelle. Die Ergebnisse sind
bei Männern konsistenter als bei Frauen. Diskussion/Schlussfolgerungen: Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass soziale Beziehungen einen Beitrag zur Erklärung
gesundheitlicher Ungleichheiten leisten. Jedoch variiert der Beitrag in Abhängigkeit
von Geschlecht sowie den verwendeten Ungleichheits- und Beziehungsindikatoren.