Einleitung/Hintergrund: Die subjektive Lebensqualität ist eines der wichtigsten Motive für Frauen, in der
Menopause Hormone einzunehmen. Es gibt bisher kaum placebo-kontrollierte Studien,
welche die Veränderungen im physischen und psychischen Befinden nach dem Absetzen
langjähriger Hormontherapie gezielt untersuchen. Untersucht wird der Effekt des Absetzens
auf Veränderungen in der Lebensqualität bei Frauen im Alter zwischen 55 und 69 Jahren,
die mindestens 3 Jahre Hormone eingenommen haben. Daten und Methoden: Zwei Gruppen von Frauen werden miteinander verglichen: Eine Gruppe, die über einen
Zeitraum von 6 Monaten wie gewohnt (aber „verblindet„) ihr bisheriges kombiniertes
Hormonpräparat (Östrogen + Medrogeston) weiter nimmt, mit einer zweiten Gruppe, die
ein Placebo dieses Präparats erhält. Ergebnisse: Insgesamt wurden 122 Studienteilnehmerinnen rekrutiert. 59 Frauen wurden in die Hormongruppe
randomisiert, 63 Frauen in die Placebogruppe. Das durchschnittliche Alter betrug in
beiden Gruppen 64 Jahre, die durchschnittliche Dauer der Hormoneinnahme ca. 14 Jahre.
Nach Adjustierung von Ausgangswerten und potenziellen Confoundern veränderte sich
der Gesamtscore der Beschwerden (des MenQol) in der Placebogruppe signifikant stärker
als in der Verumgruppe, was weitgehend bedingt war durch den Anstieg vasomotorischer
Probleme (Hitzewellen, Schweißausbrüche) und physischer Symptome und weniger durch
Veränderungen im psychischen oder sexuellen Befinden. Der Anteil Frauen, die 6 Monate
nach dem Absetzen stark oder sehr stark unter vasomotorischen Problemen litten, betrug
11,9% in der Placebogruppe und 6,3% in der „Hormongruppe„ (Risikodifferenz statistisch
nicht signifikant, p=0,347). Bei allen anderen Messungen der physischen und psychischen
Lebensqualität (SF36, SWLS, HADS) zeigten sich ebenfalls keine signifikanten Unterschiede
in den Veränderungen zwischen Hormon- und Placebogruppe. Diskussion/Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse indizieren, dass nach dem abrupten Absetzen langjähriger Hormontherapie
auch bei Frauen in höherem Alter noch belastende menopausale Beschwerden auftreten
können: Allerdings ist dieser Anteil Frauen relativ klein verglichen mit der Mehrheit,
die sich durch das Absetzen weder physisch noch psychisch stark belastet fühlen.