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DOI: 10.1055/s-0031-1283490
Gesundheitskompetenz – eine empirische Annäherung
Einleitung/Hintergrund: Das Konzept der Gesundheitskompetenz wird in den vergangen Jahren in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft vermehrt aufgegriffen und als wichtige Ressource individueller Gesundheit diskutiert. Mangelnde Gesundheitskompetenz wird dabei häufig in Zusammenhang gebracht mit schlechtem Gesundheitszustand und erhöhten Gesundheitskosten. Doch besteht bisher kein Konsens darüber, was unter dem Begriff der Gesundheitskompetenz zu verstehen ist. Das DFG-Projekt „Gesundheitskompetenz – Modellentwicklung und Validierung„ verfolgte das Ziel, relevante Facetten der Gesundheitskompetenz zu identifizieren und diese in einem Kompetenzstrukturmodell abzubilden (Soellner, Huber, Lenartz & Rudinger, 2010). Daten und Methoden: Das Vorgehen bei der Modellbildung orientierte sich an der Methode des Concept Mappings (Trochim, 2007) und umfasste im Wesentlichen vier Schritte: (1) Brainstorming durch Expert(inn)en aus dem Gesundheitsbereich und der Kompetenzforschung (N=99), (2) Sortierung der Aussagen aus dem Brainstorming durch Expert(inn)en (N=27), (3) Analyse der Daten mittels Multidimensionalem Skalieren und (4) hierarchischer Clusteranalyse. In einem weiteren Schritt wurde das Modell durch Fragebogenuntersuchungen an Schüler(inne)n der 12./13. (N=327) Klassenstufen validiert. Ergebnisse: Mithilfe des Concept Mappings konnten 8 Facetten der Gesundheitskompetenz identifiziert werden: (1) Selbstwahrnehmung, (2) Selbstkontrolle und Selbstregulation, (3) Verantwortungsübernahme für die eigene Gesundheit, (4) Grundfertigkeiten (kontextbezogene Literacy und Numeracy), (5) Informationsbeschaffung, (6) Informationsverarbeitung, (7) Systemwissen und -handeln sowie (8) Kommunikation und Kooperation. Diese Facetten konnten in bisherigen Studien bis zu 30% der Varianz der psychischen und physischen Gesundheit erklären. Diskussion/Schlussfolgerungen: Das aus dem Projekt resultierende vorläufige Kompetenzstrukturmodell integriert Facetten bestehender Modelle der Gesundheitskompetenz, es umfasst sowohl wissensbasierte als auch wahrnehmungsbasierte Aspekte der Gesundheitskompetenz. Das Modell gibt Aufschluss über die Fähigkeiten und Fertigkeiten, die das Konstrukt der Gesundheitskompetenz umfasst, und liefert erste Informationen über die Beziehungen der einzelnen Strukturkomponenten zueinander sowie über den Zusammenhang der Facetten mit gesundheitsbezogenen Outcomes.
Literatur:
Soellner, R., Lenartz, N., Huber, S. & Rudinger, G. (2010). Facetten der Gesundheitskompetenz – eine Expertenbefragung. Zeitschrift für Pädagogik, 56 (Beiheft 56), 104–114. Trochim, W. (1989). An introduction to concept mapping for planning and evaluation. Evaluation and Program Planning, 12, 1–16.