Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0031-1283489
Gesundheitsförderung und Prävention – Konzepte für die Langzeitversorgung? – Teil 2: Aktueller Stand aus Expertensicht
Einleitung/Hintergrund: Das Thema Gesundheitsförderung und Prävention wurde im deutschen Sprachraum unter Aspekten der Langzeitversorgung (LTC) bisher wenig beachtet und bearbeitet, obwohl es im Hinblick auf den demografischen Wandel zunehmend an Bedeutung gewinnt. Im Rahmen eines auf sieben Jahre angelegten Projekts der Universität Bielefeld und dem Ludwig Boltzman Institute Health Promotion Research (LBIHPR) in Wien wurde bisher u.a. der Frage nachgegangen, wie der Umsetzungs- bzw. Entwicklungsstand von Prävention und Gesundheitsförderung in der Langzeitversorgung ist. Daten und Methoden: In Experteninterviews wurden zunächst professionelle Akteure aus der stationären Langzeitversorgung hinsichtlich des Stellenwerts und den Implementationsbedingungen und -hürden bei der Umsetzung von Gesundheitsförderung in diesem Setting befragt. Im Anschluss daran wurden Experten (Hausärzte und ambulante Pflegedienste) aus der ambulanten Versorgung interviewt. Alle Interviews wurden nach Meuser und Nagel (2002) ausgewertet. Die Ergebnisse dieser Auswertung sind Gegenstand des Vortrags. Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass der Bedarf an nutzerorientierter Prävention und Gesundheitsförderung von den befragten Experten in beiden Settings als sehr hoch eingeschätzt wird. Allerdings existieren unterschiedliche Problemlagen in den Settings, die die Umsetzung erschweren bzw. verhindern. Während Einrichtungen der LTC derzeit einem Wandel unterliegen, mit dem sie strukturell, konzeptionell und personell bzw. qualifikatorisch nicht Schritt halten können, werden ambulante Pflegedienste zu spät in chronische Krankheitsprozesse involviert, so dass präventive Maßnahmen nicht mehr oder nur marginal greifen können. Die Hausärzte hingegen berichten von belastenden Rahmenbedingungen (Zeit- und Ressourcenmangel), innerhalb derer Prävention und Gesundheitsförderung kaum Beachtung finden. Allen Experten gemeinsam ist aber, dass Vorstellungen über das wie und was von Prävention und Gesundheitsförderung in der Langzeitversorgung noch relativ unklar sind. Das zeigt sich nicht nur an begrifflichen Unklarheiten sondern auch in der Unsicherheit, wie Gesundheitsförderung und Prävention konzeptionell zu fassen sind. Diskussion/Schlussfolgerungen: Abschließend wird diskutiert, welche Folgen für die Forschung und die Implementierung in das Praxisfeld auf der Grundlage der Ergebnisse bestehen.
Literatur:
Meuser, M./Nagel U. (2002): ExpertInneninterviews – vielfach erprobt, wenig bedacht. Ein Beitrag zur qualitativen Methodendiskussion. In: Bogner, A./Littig, B./Menz, W. (Hg.): Das Experteninterview – Theorie, Methode, Anwendung. Opladen: Leske& Budrich, 71–93