Gesundheitswesen 2011; 73 - A100
DOI: 10.1055/s-0031-1283466

Nutzung der Computer- und Magnetresonanztomograpie in Deutschland – sektorübergreifende Abschätzungen auf Basis von Krankenkassendaten mit pseudonymisiertem Personenbezug

TG Grobe 1, H Dörning 1
  • 1ISEG, Hannover

Hintergrund: Computer- und Magnetresonanztomografien (CT, MRT) werden als diagnostische Verfahren in Deutschland auch in den letzten Jahren noch zunehmend häufiger durchgeführt. CTs waren nach Studien des Bundesamtes für Strahlenschutz dabei für mehr als die Hälfte der medizinisch bedingten Strahlenbelastung verantwortlich. Detaillierte Informationen zur Verteilung der Untersuchungen auf Subgruppen der deutschen Bevölkerung waren bislang nicht verfügbar. Daten und Methoden: In Daten zu mehr als 8 Millionen Versicherten der BARMER und GEK wurden Untersuchungen im ambulanten und stationären Sektor 2009 über gut zwei Millionen dokumentierte spezifische Abrechnungsziffern und Prozedurenschlüssel identifiziert. Untersuchungsraten wurden i.d.R. geschlechts- und altersgruppenspezifisch ermittelt, um anschließend Abschätzungen der entsprechend standardisierten Untersuchungsraten für die deutsche Bevölkerung vornehmen zu können. Ergebnisse: In Deutschland wurden 2009 je 1.000 Einwohner 114,4 CT- und 96,5 MRT-Untersuchungen durchgeführt, die schätzungsweise Kosten in Höhe von insgesamt 1,7 Milliarden Euro verursachten. CT-Untersuchungen wurden am häufigsten zur Untersuchung des Kopfes (34,9%) und des Bauchraums (24,0%) eingesetzt, MRTs zur Untersuchung des Kopfes (26,7%), der Wirbelsäule (30,9%) sowie der Extremitäten (30,7%). Bundesweit 5,96% der Bevölkerung waren 2009 von mindestens einer CT-Untersuchung betroffen, 7,19% von mindestens einer MRT-Untersuchung. Vor Vollendung des 15. Lebensjahres lagen die CT-Untersuchungsraten unter 1%, bis zum 40. Lebensjahr blieben Betroffenenraten unter 4%. Im Alter um das 85. Lebensjahr wurden mehr als 16% der Bevölkerung 2009 mindestens einmalig untersucht. Während in diesen Altersgruppen anteilig erheblich weniger Personen von einer MRT- als von einer CT-Untersuchung betroffen waren, überstiegen vor Vollendung des 65. Lebensjahres MRT-Untersuchungsraten die CT-Untersuchungsraten zum Teil erheblich. Mehrfachuntersuchungen waren innerhalb eines Jahres bei MRTs seltener als bei CTs. Diskussion/Schlussfolgerungen: Daten von Krankenkassen bieten unter bestimmten Voraussetzungen eine gute Basis zur differenzierten Darstellung des Versorgungsgeschehens. Ein wesentlicher Vorteil der Daten liegt im eindeutig herstellbaren Nennerbezug und den längsschnittlichen Auswertungsmöglichkeiten. In Bezug auf CT-Untersuchungen wären damit u.a. auch dezidiertere Abschätzungen der bevölkerungsbezogenen Verteilung der resultierenden medizinischen Strahlenbelastung möglich.

Literatur:

TG Grobe, H Dörning, FW Schwartz (2011). BARMER GEK Arztreport 2011. Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse, Band 6 (Hrsg.: BARMER GEK), Asgard Verlag, St. Augustin, ISBN 978–3-537–44106–5