Gesundheitswesen 2011; 73 - A328
DOI: 10.1055/s-0031-1283432

Die Ansprache älterer Frauen und Männer in der Prävention – Optimierung durch eine zielgruppenspezifische Herangehensweise

B Deitermann 1, C Patzelt 1, S Heim 2, C Krauth 1, G Theile 2, U Walter 3
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Hannover
  • 2Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover
  • 3Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Hannover

Um das Präventionspotenzial in der Bevölkerung optimal auszuschöpfen, muss bei der Ausrichtung von Präventionsangeboten – und dazu zählt auch die Ansprache – berücksichtigt werden, worin sich Frauen und Männer im Hinblick auf gesundheitsförderliches bzw. gesundheitsrelevantes Verhalten unterscheiden. In der BMBF-Studie „Ältere gezielt erreichen – Effektivität und Kosteneffektivität von Zugangswegen am Beispiel des präventiven Hausbesuches„ (2008–2011) werden gendersensible Verfahren zur Ansprache sowie unterschiedliche Zugänge über zentrale Einrichtungen der gesundheitlichen Versorgung (Krankenkasse, Hausarzt) erprobt und evaluiert. Methoden: Mittels Fokusgruppen (n=4) und Einzelinterviews (n=12) mit der Zielgruppe – differenziert nach Alter (65–75 Jahre, 76plus) und Geschlecht – wurde ihr Verständnis von Gesundheit und Prävention im Alter erhoben und das bislang eingesetzte Informationsmaterial zum präventiven Hausbesuch aus Nutzerperspektive bewertet. Ergebnisse: Es zeigen sich Unterschiede zwischen den Geschlechtern, aber auch den Altersgruppen. Frauen (65–75 Jahre): Gesundheit bedeutet gesellschaftliche Teilhabe und Kommunikation. Sie sind offen für präventive Gruppenangebote. Frauen, die durch die Pflege von Angehörigen zeitlich sehr eingebunden sind, interessieren sich eher für aufsuchende Präventionsmaßnahmen (wie z.B. präventive Hausbesuche). Frauen (76plus): Gesundheit bedeutet Selbständigkeit. Da die Bewältigung des Alltags viel Zeit kostet, wünschen sie sich konkrete Unterstützungsangebote im Haushalt. Die männlichen Teilnehmer der Fokusgruppen assoziieren mit Gesundheit vor allem Beweglichkeit, Mobilität und Leistungsfähigkeit. Die aktiven, jüngeren Männer (65–75 Jahre) wünschen sich eine individuelle Gesundheitsberatung bei Bedarf. Die älteren Geschlechtsgenossen dagegen zeigten sich offen für einen präventiven Hausbesuch und wünschen sich Angebote mit Gleichaltrigen. Schlussfolgerungen/Ausblick: Diese Ergebnisse sowie Hinweise zur sprachlichen Formulierung sind in die Neugestaltung des Ansprachematerials für ein präventives Hausbesuchsprogramm eingeflossen und evaluiert worden. Erste Ergebnisse zeigen, dass auf das gendersensibel formulierte Anschreiben und auf den überarbeiteten Flyer deutlich mehr Ältere (76plus) sowie mehr Männer reagiert haben, im Vergleich zu dem bisher eingesetzten Ansprachematerial. Die Ergebnisse unterstreichen die Relevanz einer den Bedürfnissen, Verhaltenweisen und der Sprache der Geschlechter angepassten Ansprache für die Motivierung von (neuen) Zielgruppen in der Prävention.