Fragestellung: Das lymphoepitheliale Karzinom des Nasopharynx (syn. Schmincke-Tumor, undifferenziertes
nasopharyngeales Karzinom) ist ein durchaus häufiger aggressiver EBV-assoziierter
Tumor. Das lymphoepitheliale Karzinom, oder besser gesagt Lymphoepithelioma-like carcinoma
(LELC) der Haut aber ist sehr selten, und in der Vulva wurden bisher nur 3 Fälle beschrieben.
Auch im restlichen weiblichen Genitaltrakt sind diese Tumoren äußerst rar, einzelne
Berichte existieren über LELC in der Zervix uteri. Jeweils zwei Publikationen liegen
über LELC in Ovar, Endometrium und Vagina vor, ein Fallbericht beschreibt einen derartigen
Tumor in einer Bartholinischen Drüse. Im Gegensatz zum lymphoepithelialen Karzinom
des HNO-Bereiches sind LELC der Haut und des weiblichen Genitale nicht EBV-assoziiert,
es gibt aber Hinweise für eine HPV-assoziierte Ätiologie für LELC der Zervix uteri.
Obwohl in der Literatur immer wieder Hinweise auftauchen, LELC sei weniger aggressiv
als entsprechende Tumoren des Nasopharynx, können frühzeitig Lymphknotenmetastasen
bei LELC auftreten. Im Falle dieser 73-jährigen Patientin wurde eine inguinale Mikrometastase
durch Sentinel Technik entdeckt. Methode: Das Oberflächenepithel der Vulva abseits der Läsion war völlig intakt, es ergaben
sich keinerlei Hinweise für Atrophie oder Lichenifikation, daher wählte man die partielle
Vulvektomie als geeignetes Operationsverfahren. Mittels Sentinel-Technik konnte in
der rechten Regio inguinalis ein Lymphknoten markiert werden. Eine intraoperative
Schnellschnittuntersuchung desselben war negativ, nach Komplettaufarbeitung des Paraffinmaterials
konnte aber eine 1 mm große Mikrometastase aufgefunden werden. Der postoperative Verlauf
war unauffällig. Da die Infiltrationstiefe des Tumors 2 mm nicht überschritt, wurde
auf lokale adjuvante Therapie verzichtet, wegen der Mikrometastase erfolgte aber eine
Bestrahlung der rechten Regio inguinalis mit einer fokalen Dosis von 5000 cGy in 25
Fraktionen. Ergebnisse: Das 6,5 × 3 × 1 cm messende Operationspräparat (partielle Vulvektomie) wies makroskopisch
unauffällige Resektionsränder auf, die Neubildung selbst war oval und hatte Durchmesser
von 1,5 × 1 cm. Histologisch bestand die Neubildung aus nicht verhornenden soliden
Tumorzellinfiltraten mit reichlich intra-epithelialen und stromalen Lymphozyten. Squamöse
oder glanduläre Differenzierung waren nicht ersichtlich, somit wurde der Fall mit
der Diagnose lymphoepitheliales Karzinom der Vulva abgeschlossen. Die Infiltrationstiefe
betrug 2 mm, es ergaben sich keinerlei Hinweise auf Angioinvasion oder perineurale
Tumorausbreitung, auch konnte die Läsion zur Gänze im Gesunden entfernt werden. Nach
kompletter Serienaufarbeitung eines inguinalen Sentinel-Lymphknotens wurde eine 1 mm
große Mikrometastase analoger Histologie aufgefunden. Das Staging ergab zusammenfassend
pT1b, pN1mi(sn), L0, V0, R0, G3. Schlussfolgerung: Abgesehen von der Pathogenese zeigt der Verlauf des hier beschriebenen Falles, dass
sich die Malignität von LELC von der lymphoepithelialer Karzinome des Nasopharynx
möglicherweise nicht sehr unterscheidet. Die Sentinel-Technik für herkömmliche Plattenepithelkarzinome
der Vulva ist gut etabliert, und spiegelt deren Aggressivität bzw. lokale Ausbreitung
gut wieder. In diesem Fall von LELC beweist aber gerade die Sentinel-Technik das frühe
Metastasierungpotenzial, somit entstehen hier durchaus Zweifel an der wiederholt publizierten
besseren Prognose dieser Entität.