Z Gastroenterol 2011; 49 - P46
DOI: 10.1055/s-0031-1279883

Akute nekrotisierende Ösophagitis – Der schwarze Ösophagus

HP Gröchenig 1, C Langner 2, W Plieschnegger 1, T Schneider 1, 3, F Siebert 1
  • 1Abteilung für Innere Medizin, KH Barmherzige Brüder St. Veit/Glan
  • 2Medizinische Universität Graz
  • 3Abteilung für Innere Medizin, Elisabethinen Krankenhaus Klagenfurt

Einleitung: Ein dunkel pigmentierter, schwarz erscheinender Ösophagus stellt eine seltene Erscheinungsform dar, die bei ca. 1 von 8000–10.000 Endoskopien auftritt. Vor knapp 20 Jahren wurde dieses Phänomen erstmals von Goldberg et al. beschrieben und ursächlich mit einer akuten nekrotisierenden Ösophagitis in Einklang gebracht. Differenzialdiagnostisch muss ein/e Melanose, Acanthosis nigricans, malignes Melanom oder eine Kohlenstaub -bzw. Färbemittelexposition ausgeschlossen werden.

Fallbericht: Eine 58-jährige Patientin wurde an unserer Abteilung im ketoazidotischem Zustandsbild (pH 7.1, BZ 480mg%) mit deutlicher Verlangsamung sowie Übelkeit, kaffeesatzartigem Erbrechen und Bauchschmerzen stationär aufgenommen. In der durchgeführten Gastroskopie zeigte sich das eindrückliche Bild einer ausgeprägten, akuten nekrotisierenden Ösopahgitis die sich über die unteren 2/3 der Speiseröhre erstreckte. Unter Ausgleich der Ketoazidose, parenteraler Ernährung, hochdosierter PPI Therapie und Sucralfatgabe kam es zu einer langsamen Besserung des Zustandsbildes. Eine Kontrollgastroskopie nach 4 Wochen zeigte einen unauffälligen Schleimhautbefund der gesamten Speiseröhre.

Diskussion: Die akute nekrotisierende Ösopahgitis (auch bekannt unter dem Namen "schwarzer Ösophagus") stellt eine seltene Entität mit einer Inzidenz von 0.01% dar. Die genaue Ätiologie dieser Erkrankung ist nicht geklärt, obgleich sie häufiger im höheren Lebensalter auftritt und Infektionen (Herpes simplex, Lactobazillus acidophilus), Durchblutungsstörungen (Hypovolämie, Sepsis, Thrombophilie) aber auch Magenentleerungsstörungen sowie die diabetische Ketoazidose als Auslöser beschrieben wurden. Histologisch findet sich das Bild ausgedehnter Ulzerationen mit teilweise thrombotisch verschlossenen Kapillaren als möglichen Hinweis einer ischämischen Ursache. Klinisch präsentieren sich die Patienten meist mit Hämatemesis oder kaffeesatzartigem Erbrechen, Oberbauch- und Thoraxschmerzen sowie Meläna. Ausgeprägtere Blutbildabfälle stellen jedoch eher die Seltenheit dar. Als Komplikation der Erkrankung kann es zur Ösophgusruptur mit nachfolgender Mediastinitis kommen. In retrospektiven Fallserien wird die 1 Monats Mortalität von Patienten mit akut nekrotisierender Ösopahgitis zwischen 30–50% angegeben, wobei sich als Todesursache selten die Erkrankung per se sondern die Polymorbidität des betroffenen Patientengutes darstellt. Die Therapie der akut nekrotisierenden Ösopahgitis muss sich anhand der entsprechenden Ätiologie richten. Zusätzlich scheint im Hinblick auf die nekrotisierenden Entzündung eine orale Nahrungsrestriktion mit parenteraler Ernährungstherapie sowie eine hochdosierte Protonenpumpenhemmertherapie mit zusätzlicher Verabreichung von Sucralfat und evtl. antibiotischer Abschirmung sinnvoll.