Rofo 2011; 183 - VO314_1
DOI: 10.1055/s-0031-1279358

Aktivierung der Gerinnung durch Ultraschall

V Klingmüller 1, T Stief 2, E Müller-Stüler 3
  • 1Kinderradiologie, Abteilung für Strahlendiagnostik, Marburg
  • 2Abteilung für Klin.Chemie, Uni-Klinikum, Marburg
  • 3Kinderradiologie

Ziele: Neuere Tests der Gerinnung sind ca. 100-fach empfindlicher als die herkömmlichen Tests wie APTT, PT. IHier wird Thrombin IIa chromogen-photometrisch bestimmt, sodass Veränderungen der Gerinnung im frühen physiologisch wichtigen Stadium erkannt werden können. Wird durch diagnostischen Ultraschall die Gerinnung beeinflusst? Methode: Frisches Citrat-Blut und Citrat-Plasma gesunder Spender wurde direkt und in verschiedenen Verdünnungen eingesetzt. Eine Monovette wurde am Transducer aufrecht befestigt (VFX13–5,Siemens Acuson Antares), sodass alle 30 s eine Probe entnommen werden konnte. In einer weiteren Serie wurde die Sendeenergie reduziert. Ergebnis: Plasma zeigte nach diagnostischem Ultraschall einen dreiphasischen Verlauf der intrinsischen Thrombin-Entstehung: nach 1min zweifacher Anstieg, nach 2min Abfall und nach 3min erneuter Anstieg (individuell unterschiedlich). Auch bei Citrat-Blut ergab sich ein dreiphasiger Verlauf der Thrombin- Konzentration. Die Thrombin-Konzentration ist eindeutig abhängig von der Sendeenergie und der Expositionszeit. Schlussfolgerung: Durch diagnostischen Ultraschall erfolgt eine Pro-Aktivierung des Gerinnungssystems in vitro. Die Entstehung von Thrombin IIa ist abhängig von der Sendeenergie und der Schall-Zeit. Die Entstehung des Thrombin IIa durch diagnostischen Ultraschall ist nur mit modernen ultrasensitiven und ultraspezifischen Tests zu quantifizieren. Die Ergebnisse sind besonders wichtig bei längeren Untersuchungen oder bei beeinträchtigter Leberfunktion. Auch Frühgeborene, bei denen routinemäßig eine Sonographie des Gehirns erfolgt, sollten zügig und mit reduzierter Sendeenergie untersucht werden. Sonothrombolyse bei Schlaganfall ist demnach eher ein zusätzlich schädigendes als nutzbringendes Verfahren.

Keywords: Ultraschall, Gerinnung, Thrombin

Korrespondierender Autor: Klingmüller V

Kinderradiologie, Abteilung für Strahlendiagnostik, Baldingerstraße, 35032 Marburg

E-Mail: klingmue@med.uni-marburg.de