Rofo 2011; 183 - VO211_3
DOI: 10.1055/s-0031-1279169

Nicht-beurteilbare Ergebnisse in diagnostischen Genauigkeitsstudien: Vermeidung der Überschätzung der Genauigkeit durch Verwendung des intention-to-diagnose Prinzips mit einer Sechsfeldertafel

GM Schuetz 1, P Schlattmann 2, M Dewey 1
  • 1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Radiologie, Berlin
  • 2Charité – Universitätsmedizin Berlin, Biometrie und klinische Epidemiologie, Berlin

Ziele: In Studien zur diagnostischen Genauigkeit wird auf unterschiedliche Art und Weise mit nicht-beurteilbaren Ergebnissen des Indextests verfahren: 1) Ausschluss von der Analyse oder 2) generelles Deklarieren als entweder positiv oder negativ. Alternativ könnte die Benutzung einer Sechsfeldertafel, bei der nicht-beurteilbare Ergebnisse belassen werden können (intention-to-diagnose), realistischere Ergebnisse liefern. Zielsetzung dieser Arbeit ist die Untersuchung des Einflusses dieser Vorgehensweise auf die diagnostische Genauigkeit. Methode: Hierzu wurden insgesamt 89 CT-Genauigkeitsstudien der nicht-invasiven Koronarangiographie auf das alternative Erstellen einer Sechsfeldertafel hin untersucht. Gepoolte Sensitivitäten und Spezifitäten (gewichtete Mittelwerte) wurden entsprechend der Vier- (nach Ausschluss nicht-beurteilbarer Ergebnisse) und der Sechsfeldertafel errechnet. Als Grundlage zur Berechnung gemäß der Sechsfeldertafel wurde eine „worst-case''-Berechnung von Sensitivität und Spezifität benutzt (nicht-beurteilbare Ergebnisse als „falsch negativ“ bzw. „falsch positiv“ bei positivem bzw. negativem Ergebnis im Goldstandard). Ergebnis: Für 16 Studien (1530 Patienten) war ein zusätzliches Errechnen von Sechsfeldertafeln möglich. Als gepoolte Sensitivitäten und Spezifitäten (gewichtete Mittelwerte) ergaben sich für die Vierfeldertafel 97,5% (95% Konfidenzintervall [KI]: 95,9–98,5%) und 86,3% (95% KI: 83,5–88,7%) gegenüber nur 88,7% (95% KI: 86,1–91,0%) und 74,2% (95% KI: 71,1–77,2%) für die Sechsfeldertafel. Sowohl Sensitivität als auch Spezifität der CT-Koronarangiographie nahmen bei Benutzung des intention-to-diagnose Prinzips mit der Sechsfeldertafel signifikant ab (p<0.05). Schlussfolgerung: Um ein Überschätzen der Genauigkeit diagnostischer Verfahren zu vermeiden, sollten nicht-beurteilbare Ergebnisse mit dem intention-to-diagnose Prinzip durch Verwenden einer Sechsfeldertafel in die Berechnung einbezogen werden.

Keywords: diagnostische Genauigkeit, Sensitivität und Spezifität, nicht-beurteilbare Ergebnisse, intention-to-diagnose, Sechsfeldertafel

Korrespondierender Autor: Schuetz GM

Charité – Universitätsmedizin Berlin, Radiologie, Charitéplatz 1, 10117 Berlin

E-Mail: georg.schuetz@charite.de