Rofo 2011; 183 - VO203_2
DOI: 10.1055/s-0031-1279121

Supratentorielle superfizielle Siderose – Lokalisation, Ursachen und typische klinische Symptome

N Lummel 1, J Linn 1, T Pfefferkorn 1, K Bochmann 1, G Dichgans 1, P Demaerel 2
  • 1Universitätsklinikum München, Abteilung für Neuroradiologie, München
  • 2Leiden University Medical Center

Ziele: Eine supratentorielle superfizielle Siderose (SupS) ist ein wichtiges MRT-Zeichen der zerebralen Amyloidangiopathie (CAA). Es existieren Fallberichte, dass sich eine SupS mit Symptomen ähnlich einer Aura oder einer transitorisch ischämischen Attacke (TIA) präsentieren kann. Wir untersuchten die Lokalisation und klinische Präsentation der SupS an einem größeren Patientenkollektiv und identifizierten mögliche Ursachen. Methode: Durch Datenbankrecherchen wurden alle Patienten unserer Kliniken identifiziert, bei denen in der T2*-Sequenz (T2*w) eine SupS nachweisbar war. Ausschlusskriterien waren Z.n. aneurysmatischer SAB, Schädelhirntrauma oder neurochirurgischer Operation. Zwei Neuroradiologien analysierten die T2*w hinsichtlich der Lokalisation der SupS und des Vorliegens begleitender Mikro- (MBs) und Makroblutungen (ICBs). Die klinischen Symptome wurden den Arztbriefen entnommen. Mögliche Ursachen wurden anhand aller zur Verfügung stehender Befunde identifiziert. Ergebnis: 91 Patienten (76±1 Jahre) erfüllten die Einschlusskriterien. Die SupS betraf in den meisten Fällen (n=61) u.a. den Sulcus centralis. 47 Patienten hatten zusätzlich ICBs, bei 38 waren MBs nachweisbar. Die häufigsten Symptome waren TIAs oder fokale Anfälle (n=26), Demenz (n=5) und stärkste Kopfschmerzen (n=2). Folgende Ursachen wurden identifiziert: gesicherte CAA (n=11), mögliche oder wahrscheinliche CAA nach den Bostonkriterien (n=57), zerebrales Vasokonstriktionssyndrom (n=2), Hyperperfusionssyndrom (n=1). In 19 Fällen blieb die Ursache unklar. Schlussfolgerung: Eine SupS tritt v.a. im höheren Lebensalter auf und zeigt typische klinische Symptome, die wahrscheinlich durch die bevorzugte Lokalisation der SupS im Sulcus centralis bedingt sind. Bei älteren Patienten stellt die CAA die wesentliche Ursache dieses Befundes dar. Weitere Studien sind notwendig um den genauen Pathomechanismus der SupS zu erarbeiten.

Keywords: Superfizielle Siderose, Zerebrale Amyloídangiopathie, TIA, Mikroblutungen

Korrespondierender Autor: Lummel N

Universitätsklinikum München, Abteilung für Neuroradiologie, Marchioninistr. 15, 81377 München

E-Mail: nina.lummel@med.uni-muenchen.de