Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - P515
DOI: 10.1055/s-0031-1278635

Modellierung medizinischer Prozesse mit der Business Process Modeling Notation (BPMN)

E Beck 1, B Streit 1, T Meissner 1, J Scheer 1, M Krüger 1, S Berliner 1, T Schrader 1, 2
  • 1Fachhochschule Brandenburg
  • 2Charité Universitätsmedizin Berlin

Die wirtschaftliche Situation unseres Gesundheitswesens ist insbesondere im stationären Versorgungsbereich gekennzeichnet durch einerseits steigende Patientenzahlen sowie andererseits steigende Kosten als Folge des rasanten medizinischen Fortschritts. Verkürzte Liegedauern und der damit einhergehende Bettenabbau als Folge eines pauschalierten Abrechnungssystems führen zu einer zunehmenden Arbeitsverdichtung, die noch zusätzlich durch den bereits spürbaren Mangel an ärztlichem und pflegerischem Personal verstärkt wird. Ein möglicher Ausweg aus dieser Situation wird in der Betrachtung medizinischen Handels aus einer prozessualen Sicht gesehen. Neben dem Schaffen von Transparenz gelten eine optimierte Auslastung der menschlichen und apparativen Ressourcen sowie eine exakte kaufmännische Kostenkalkulation als mögliche Ziele.

BPMN ist eine standardisierte, graphische Prozessnotation, die ab der Version 2.0 auch für die Prozessautomation verwendet werden kann. Durch die von der BPMN zur Verfügung gestellten Symbole und Kernelemente können medizinische Prozesse und die daran beteiligten Handlungspartner, beginnend vom Symptom (z.B. atypische vaginale Blutung) bis hin zur endgültigen Therapieentscheidung nach vorliegen des histologischen Befundes dargestellt werden. Durch die Möglichkeit spezielle Subprozesse separat zu modellieren (z.B. Terminmanagement, ambulante präoperative Vorbereitung, ambulante/stationäre operative Therapie etc.) und in den Hauptprozess einzubetten besteht darüber hinaus die Möglichkeit die Granularität der Prozessmodellierung beliebig zu erhöhen ohne dabei die Übersichtlichkeit des gesamten Prozessmodels zu gefährden. Durch geeignete (und noch weiter zu entwickelnde) Simulations-Tools können die modellierten Behandlungspfade mit Personal- und Sachkosten Kosten hinterlegt und direkt kalkuliert werden. So ist es z.B. problemlos möglich den vermuteten Zusammen zwischen höheren Kosten im Vergleich zu kürzeren OP-Zeiten beim Einsatz von Einmalinstrumenten zu analysieren.

Mit der BPMN steht eine graphische Notation zur Verfügung, die es künftig nicht nur erlaubt medizinische Prozesse transparent darzustellen und zu simulieren, sondern ggf. auch Teilprozesse durch automatisierte Prozessschritte zu unterstützen und damit die menschlichen Handlungsträger zu entlasten. Die Granularität des Prozessmodells hängt dabei ausschließlich von den mit der Prozessmodellierung verfolgten und daher durch die künftigen Nutzer zu definierenden Zielen ab.