Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - P513
DOI: 10.1055/s-0031-1278633

Levonorgestrel – Plasmaspiegel bei Patientinnen mit levonorgestrelhaltigem Intrauterinsystem (Mirena)

A Gschließer 1, B Seeber 2, C Moser 3, C Seger 3, V Mattle 2, H Concin 4, L Wildt 2
  • 1Univ.-Klinik für Frauenheilkunde Innsbruck
  • 2Univ.-Klinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin Innsbruck
  • 3Zentralinstitut für med. u. chem. Labordiagnostik Innsbruck
  • 4Landeskrankenhaus Bregenz

Einleitung: Das levonorgestrelhaltige Intrauterinsystem (Mirena-IUS) hat sich aufgrund der einfachen Anwendung und des guten Nebenwirkungsprofils als zuverlässiges Kontrazeptionsmittel bewährt. Die Mirena besitzt ein Reservoir mit 52mg Levonorgestrel (LNG), aus dem täglich 15 bis 20µg abgegeben werden. Der Anwendungszeitraum wird mit fünf Jahren angegeben. Ziel dieser Studie war es, durch LNG-Plasmaspiegelbestimmungen Erkenntnisse über die systemische LNG-Distribution bei Frauen mit regulärer sowie prolongierter Mirena – Anwendung zu eruieren.

Material & Methoden: In dieser Studie, welche im Zeitraum von 08/2008 bis 08/2010 an der Universitätsklinik Innsbruck und am Landeskrankenhaus Bregenz erfolgte, wurden an 110 Patientinnen mit applizierter Mirena LNG-Plasmaspiegelmessungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Anwendung vorgenommen. Der Anwendungszeitraum der Mirena IUS im Patientenkollektiv reichte von 20 Tagen bis 11.1 Jahren. Die quantitativen LNG-Plasmaspiegelbestimmungen wurden mit einem validierten Flüssigkeitschromatografie/Tandemmassenspektrometrie Assay durchgeführt. Alle Werte wurden als Mittelwert±Standardabweichung angegeben.

Ergebnisse: Der mittlere LNG-Plasmapiegel über den gesamten Betrachtungszeitraum betrug 147±59 pg/ml. Eine hochsignifikante negative Korrelation zwischen LNG-Plasmaspiegel und Mirena-Liegedauer konnte gezeigt werden. Im ersten Anwendungsjahr betrug der LNG-Spiegel im Mittel 191±71 pg/ml. Im weiteren Verlauf kam es zu einem Absinken des LNG-Plasmaspiegels auf 157±68 pg/ml im zweiten Jahr und 134±41 pg/ml im dritten Jahr der Anwendung. Auch über den normalen Anwendungszeitraum von fünf Jahren hinaus ließen sich systemische LNG-Spiegel nachweisen: 133±38 pg/ml in sechsten Jahr, 133±48 pg/ml im siebten Jahr und 117±45 pg/ml im achten und den darauffolgenden Jahren der Anwendung. Desweiteren konnte eine hochsignifikante negative Korrelation zwischen LNG-Plasmaspiegel und Body Mass Index demonstriert werden.

Schlussfolgerung: Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse kann bei allen Patientinnen mit applizierter Mirena von einer systemischen LNG-Distribution ausgegangen werden. Die LNG-Plasmakonzentrationen resultieren allerdings deutlich niedriger als nach oraler Applikation von LNG. Die vorliegenden Daten verdeutlichen zudem, dass eine systemische Wirkung der Mirena über den kontrazeptiven Anwendungszeitraum von fünf Jahren hinaus besteht.