Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - P505
DOI: 10.1055/s-0031-1278625

Chylothorax in der 21. SSW mit Pleurakatheter-Anlage über 16 Wochen

A Forster 1, S Geiler 1, KH Deeg 1 B Schauf 1, Sozialstiftung Bamberg
  • 1Frauenklinik Bamberg

Wir stellen den Fall eines Feten mit Chylothorax in der 21+ SSW vor. Es wurde eine Thoraxdrainage per intrauterinem Shunt über 16 Wochen eingelegt. Die Entbindung erfolgte in der 37+ SSW per Sectio. Nach unserem Wissen ist dies der einzige Fall mit einer solch langen intrauterinen Liegedauer eines Katheters. Der postpartale Verlauf bis 3 Monate nach Entbindung wird ebenfalls dargestellt.

Introduction: Chylothorax ist eine seltene Fehlbildung bei der es sich entweder um eine Fehlanlage des Ductus thoracicus oder um eine Obstruktion von Lymphbahnen handelt. Die Folgen eines unbehandelten Chylothorax sind schwerwiegend, es kann zu einer Lungenhypoplasie, zu einer Mediastinalverlagerung und zu einer Kompression des Herzens kommen. Assoziierte Fehlbildungen sind möglich.

Übliches Pränatales Management: Bei Nachweis eines Chylothorax, besonders bei frühzeitigen und ausgedehnten Befund, ist eine intrauterine Anlage eines thorakoamnialen Shunts zu empfehlen. Bislang sind in der Literatur lediglich Katheterliegezeiten von wenigen Wochen bekannt.

In unserem Fall wurde bei ausgeprägten Chylothorax mit Rechtsherzverdrängung, Lungenkompression sowie Ascites in der 21. SSW, nach vorheriger Diagnostik, ein Doppelpigtail -Katheter nach Harrison von dorsal unterhalb des linken Schulterblattes eingelegt.

Im Verlauf der nächsten 16 Wochen förderte die Drainage gut und verblieb in situ. In der 37+0 SSW erfolgte die Entbindung per primärer Sectio mit Rescue-Manöver. Die Drainage wurde vor der Abnabelung abgeklemmt.

Outcome: Das Outcome des Feten war sehr gut, es atmete spontan, der Katheter wurde am 1. Tag entfernt. Weder eine Beatmung noch eine Re-Punktion waren erforderlich. Das Neugeborene wurde mit spezieller Diät gesund entlassen. Aktuell (3 Monate nach Geburt) erfolgt eine Fortführung der speziellen Ernährung. Es bestehen keine bronchopulmonale Dysplasie oder eine erhöhte Infektanfälligkeit der Lunge.

Conclusion:

Aus diesem Fall ergibt sich

  • die Frage, ob bei genügend langer Verweildauer des Katheters bereits intrauterin ein Versiegen des Chylothorax durch einen Verschluss des Ductus-thoracicus auf Basis z.B. eines Verklebens der Leckstellen entsteht.

  • der Hinweis, dass auch eine sehr lange Verweildauer eines intrauterinen Katheters unproblematisch ist.

  • der Vorteil einer Katheteranlage von dorsal, da hier die Gefahr der Dislokation geringer ist (schlechte Erreichbarkeit)