Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - P420
DOI: 10.1055/s-0031-1278619

Großer Plazentatumor mit vitaler Bedrohung des Kindes – ein Fallbericht

E Schest 1, B Csapo 1, E Karpf 2, G Pichler 3, M Häusler 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
  • 2Institut für Pathologie
  • 3Universitätsklinik für Kinderheilkunde, Medizinische Universität Graz

Einleitung:

Chorangiome sind benigne Gefäßtumore, die der Gruppe der Hamartome angehören und in etwa 1% aller Plazenten gefunden werden. Sie werden durch den fetalen Kreislauf versorgt und belasten das Kind mit zunehmender Tumorgröße cardial, und/oder durch Kompression der Plazenta. Unter der Geburt kann es für den Feten zu einer lebensbedrohlichen Blutung aus dem Gefäßstiel des Tumors kommen.

Fallbericht:

Eine 34-jährige Erstgravida stellte sich wegen Unterbauchschmerzen und vaginaler Blutung in der 31. SSW vor. Neben dem kindlichen Kopf zeigten sich sonographisch ein ca. 10cm Ø, gut vaskularisierter Tumor der Plazenta und Zeichen einer fetalen, cardialen Dekompensation.

Es erfolgte die stationäre Aufnahme zur engmaschigen fetalen Überwachung und Lungenreifung. Gleichzeitig wurde die Neonatologie informiert, welche für das Kind Erythrozytenkonzentrate bereit stellte. 25 Stunden nach Aufnahme kam es zum Blasensprung, das CTG wurde pathologisch und die Entbindung erfolgte per Sectio caesarea.

Ergebnis:

Bei der Kindesentwicklung (Mädchen, 1490g) kam es zu einer verstärkten Blutung, das Kind war initial schlaff, zyanotisch und asystol. Als Blutungsursache zeigte sich eine Ruptur des Tumor-Gefäßstiels. Durch Verabreichung von Erythrozytenkonzentrat unmittelbar postpartal und anderer, intensivmedizinischer Maßnahmen erholte sich das Kind rasch (APGAR 2/8/9). Die Entlassung konnte am 43. LT ohne neurologische Auffälligkeiten, mit normalen Echokardiografie- und EKG- Befund erfolgen.

Am pathologischen Präparat zeigte sich ein 395g schweres, 11×11cm großes kapilläres Chorangiom gespeist durch ein partiell thrombosiertes Allantoisgefäß. An der Plazenta (465g) war nahe dem NS-Ansatz eine subchoriale Aussparung mit einem ausgerissenen Gefäß zu sehen.

Schlussfolgerung:

Schwerwiegende fetale Komplikationen durch große, plazentare Chorangiome können durch engmaschige Überwachung und rechtzeitige Entbindung verhindert werden. Zudem muss man an das Risiko eines Tumorabrisses mit bedrohlichem Blutverlust des Kindes denken und entsprechende Vorkehrungen treffen.