Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - P413
DOI: 10.1055/s-0031-1278612

Zervikalschwangerschaft mit Plazenta accreta – ein Fallbericht

E Schest 1, F Moser 1, M Häusler 1, U Lang 1, W Schöll 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Med. Universität Graz

Einleitung:

Die Zervikalschwangerschaft ist mit einer Prävalenz von weniger als 1% aller ektopen Schwangerschaften ein äußerst seltenes und lebensbedrohliches Ereignis.

Fallbericht:

Bei einer 42-jährigen Patientin mit Z.n. 2mal Sectionem wird in der 8. SSW sonographisch eine Zervikalschwangerschaft diagnostiziert. Aufgrund der potentiell lebensbedrohlichen Situation wird zu einer Beendigung der Schwangerschaft geraten, die mittels Mifegyne eingeleitet wird. Da dieser Versuch erfolglos blieb wurde aufgrund der hohen β-HCG Werte von einer Verabreichung von MTX Abstand genommen und in der 9+0 SSW eine komplikationslose Embolisation der beiden Aa. uterinae durchgeführt.

Zwei Tage postinterventionell zeigte sich weiterhin eine vitale SS mit SSL von 26mm. Die Fruchthöhle scheinte sich tendentiell weiter in Richtung Cavum uteri zu entwickeln. Aufgrund des ausgeprägten Kinderwunsches wollte die Pat. die Erhaltung und Fortführung der SS. Potentielle Risiken, hervorgerufen durch Mifegyne, durch die stattgehabte Embolisation, die teratogene Strahlenwirkung und der zervikale Sitz der SS mit Blutungsrisiko wurden ausführlich besprochen. In der 28+2 SSW erfolgte die Aufnahme wegen vaginaler Blutung und vorzeitiger Wehentätigkeit.

Sonographisch wurde der Verdacht der Plazentationsstörung im Bereich der alten Uterotomie gestellt, der sich durch ein MR des Beckens bestätigte.

Ergebnis:

In der 31+6 SSW musste wegen zunehmender Wehentätigkeit die Entbindung durchgeführt werden. Nach medianer Laparotomie und fundaler Inzision des Uterus konnte ein gesundes weibliches Frühgeborenes mit einem Geburstgewicht von 1590g entbunden werden. Die als accret suspizierte Plazenta konnte nicht gelöst werden, sodass eine Organerhaltung nicht möglich war.

Histologisch wurde die Verdachtsdiagnose der zervikalen Implantation der Plazenta mit teilweisem Aufbrauchen und höchstgradiger Ausdünnung des Zervikalstromas bestätigt.

Schlussfolgerung:

Durch die Möglichkeit der Frühdiagnostik von zervikalen Schwangerschaften mittels Vaginalsonografie werden zunehmend uteruserhaltende therapeutische Maßnahmen wie systemische od. lokale MTX Verabreichung, Antigestagene oder interventionell radiologische Eingriffe angewandt.

Bei diesem außergewöhnlichen Fall konnte trotz der ungünstigen Ausgangsprognose in der Frühschwangerschaft eine zervikale Schwangerschaft mit Plazentationsstörung bis in die 32. SSW fortgeführt werden und ein gesundes Mädchen geboren werden.