Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - P410
DOI: 10.1055/s-0031-1278609

Individuelles Management des Antiphospholipidsyndroms in der Schwangerschaft- eine Summationskasuistik

K Mayer-Pickel 1, M Mörtl 1, W Schöll 1, S Horn 2, C Stern 1, U Lang 1, M Cervar-Zivkovic 1
  • 1Abteilung für Geburtshilfe, Universitätsklinik für Frauenheilkunde
  • 2Klinische Abteilung für Nephrologie und Hämodialyse/Universitätsklinik für Innere Medizin Graz

Einleitung:

Das Antiphospholipidsyndrom (APS) ist eine Autoimmunerkrankung charakterisiert durch Thrombosen, wiederholte Aborte und Antiphospholipidantikörpern. Eine seltene Sonderform stellt das ‘katastrophale Antiphospholipidsyndrom’ (CAPS) dar, welches meist durch Triggerfaktoren wie eine Schwangerschaft ausgelöst wird und eine lebensbedrohliche Situation durch ein Multiorganversagen darstellt.

Methoden:

Sieben Schwangere mit APS wurden an unserer Abteilung zwischen 2007 und 2009 engmaschig kontrolliert und individuell betreut.

Alle Frauen wurden nach Feststellung der Schwangerschaft mit niedermolekularem Heparin (NMH) behandelt, sechs erhielten zusätzlich Aspirin und drei Cortison. Bei einer Frau wurde wegen zunehmender Verschlechterung des mütterlichen Zustandsbildes ab der 26. Schwangerschaftswoche eine Plasmapherese über 10 Tage durchgeführt. Eine Frau erhielt aufgrund eines habituellen Abortgeschehens wiederholte Immunapheresen.

Ergebnisse:

Zwei Frauen hatten einen komplikationslosen Schwangerschaftsverlauf und konnten zwischen der 34. und 37. Schwangerschaftswoche mit geplantem Kaiserschnitt entbunden werden. Eine Frau wurde in der 37. Schwangerschaftswoche nach komplikationslosen Schwangerschaftsverlauf und Einsetzen spontaner Wehentätigkeit vaginal entbunden. Bei einer Frau wurde in der 37. Schwangerschaftswoche ein Notkaiserschnitt wegen intrauteriner Asphyxie durchgeführt, das Kind verstarb unmittelbar postpartal.

Drei Frauen entwickelten zwischen der 25. und 32. Schwangerschaftswoche ein CAPS. Alle drei wurden per sectionem entbunden. Der postpartale Verlauf gestaltete sich bei sechs Frauen komplikationslos, eine erlitt trotz NMH-Gabe 6 Wochen post partum eine Sinusvenenthrombose.

Schlussfolgerung:

Das Antiphospholipidsyndrom bei Schwangeren hat einen besonderen Stellenwert, da es aufgrund seiner Heterogenität einerseits eine wichtige Differenzialdiagnose zu geburtshilflichen Komplikationen darstellt, bzw. diese auch auslöst und andererseits ein symptomorientierte individuelle Therapie erfordert. Demzufolge ist eine interdisziplinäre Therapieplanung in Hinblick auf ein optimales maternales und neonatales Outcome anzustreben.

Das Therapieschema beim APS beinhaltet die Umstellung der Marcoumar-Therapie mindestens 6 Wochen vor der Konzeption auf Heparin und Aspirin, sowie vorwiegend in Fällen von CAPS eine Plasmapherese und Cortison als Behandlung der Grunderkrankung.