Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - P407
DOI: 10.1055/s-0031-1278606

Wirksame Third-Line Therapie mit Topotecan und γ-Interferon bei einem platinrefraktären Ovarialkarzinomrezidiv – ein Fallbericht

E Schest 1, C Benedicic 1, A Lanz-Veit 1, K Tamussino 1, E Petru 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz

Einleitung:

Platinresistente Rezidive des Ovarialkarzinoms sind üblicherweise mit einem Überleben von 9–12 Monaten assoziiert.

Fallbericht:

Eine 60-jährige Patientin wurde wegen eines Ovarialkarzinoms operiert. Bei der Primäroperation zeigten sich 7l Aszites und das kleine Becken von Tumormassen ausgefüllt. Nach Debulking(Hysterektomie mit Adnexektomie, Omentektomie, pelvine und paraaortale Lymphadenektomie) war die Patientin makroskopisch tumorfrei.

Ergebnis:

Die Histologie bestätigte ein mittelgradig differenziertes seröses Adenokarzinom FIGO IIIc (G2, N0).

Die empfohlene Chemotherapie mit Carboplatin + Paclitaxel wurde von der Patientin aufgrund einer möglichen Alopezie abgelehnt. Somit wurde Carboplatin AUC 5 + liposomales Doxorubicin 30mg/m2 alle 4 Wo. eingeleitet. Nach 3 Zyklen kam es zur Tumorprogression. Im CT zeigte sich eine ausgeprägte Peritonealkarzinose, eine Metastase im Bereich der li Nebenniere und erneut Aszites.

Die Therapie wurde auf das experimentelle Chemotherapieprotokoll der AGO mit Irinotecan 55mg/m3 + Docetaxel 25mg/m3 am Tag 1, 8 und 15- alle 4 Wochen umgestellt. Unter dieser Therapie entwickelte die Patientin zahlreiche Nebenwirkungen – weshalb Irinotecan nach dem 1b Zyklus auf 25mg/m3 reduziert wurde. Nach 2 vollendeten Zyklen kam es zu einer weiteren Progression mit Auftreten einer Lebermetastase.

Die Patientin stimmte nun einer Teilnahme an einer weiteren AGO Studie, diesmal mit Topotecan 4mg/m3 am Tag 1, 8 und 15– alle 4 Wochen in Kombination mit γ-Interferon 0,075mg jeweils an 3 Tagen/Woche in subkutaner Verabreichung, zu. Nach 3 Zyklen zeigte sich erstmalig eine partielle Remission. Es kam zu keiner erneuten Bildung von Aszites, die Läsionen in Leber und Nebenniere waren größenstationär. Bis auf eine Anämie (G1) und Obstipation (G2) blieb die Patientin weitgehend nebenwirkungsfrei. Insgesamt wurden 6 Zyklen verabreicht.

Bei der letzten Nachsorgekontrolle im Dezember 2010 (79 Monate nach Diagnose) war die Patientin bei Wohlbefinden und beschwerdefrei. Das CT zeigte keine Veränderungen im Vergleich zum Vorbefund vom Jahre 2005.

Schlussfolgerung:

Bei dieser Patientin mit platinrefraktärem Ovarialkarzinomrezidiv wurde nach dem Versagen der primären und ersten experimentellen Chemotherapie eine weitere experimentelle Therapie mit Topotecan in Kombination mit γ-Interferon eingesetzt. Unter diesem Third-Line Schema konnte eine anhaltende Langzeitremission über mittlerweile mehr als 6 Jahre bei guter Toleranz erzielt werden.