Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - P402
DOI: 10.1055/s-0031-1278601

Sind Frauen nach hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt?

C Stern 1, E Mautner 1, M Deutsch 1, D Ulrich 1, K Mayer- Pickel 1, F Daghofer 1, M Cervar- Zivkovic 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Graz

Hintergrund:

Im Gegensatz zur überwiegenden gesellschaftlichen Wahrnehmung werden Schwangerschaft und Geburt mittlerweile von vielen Autoren als kritisches Lebensereignis bezeichnet. Das Auftreten von Komplikationen wie Präeklampsie/Eklampsie oder HELLP- Syndrom und deren schwerwiegenden Folgen kann die Lebensqualität zusätzlich negativ beeinflussen.

Ziel dieser Studie war die Feststellung des Ausmaßes der allgemeinen physischen und psychischen Belastung dieser Patientinnen im Vergleich zu einer Normstichprobe.

Methoden:

Es wurden 61 Patientinnen zu ihrer physischen und psychischen Lebensqualität mittels Fragebogen zum allgem. Gesundheitszustand (SF- 12) befragt. Die Gruppe besteht aus schwangeren (23) bzw. nicht- schwangeren (38) Frauen nach Präeklampsie/Eklampsie oder HELLP- Syndrom in einer vorherigen Schwangerschaft. Sie werden nach Art der Erkrankung early- (<34. SSW) (21%)/late onset (>34. SSW) (33%) Präeklampsie bzw. Pfropf- PE (12%) und HELLP- Syndrom (28%) mit den Referenzwerten des SF-12 (Frauen aller Altersgruppen) verglichen. Die Auswertung erfolgte mittels one- way- ANOVA.

Ergebnisse:

Im Vergleich zur Normstichprobe zeigte sich im Bezug auf die psychische Belastung ein statistisch höchst signifikanter Unterschied der gesamten Stichprobe (p=0,000). Sowohl die Patientinnen, die von einer early- onset (p=0,007) bzw. von einer late- onset PE (p=0,004) betroffen waren, als auch jene mit einem HELLP- Syndrom (p=0,004), wiesen hoch signifikant mehr psychische Belastungen auf. Frauen nach late- onset PE waren auch körperlich signifikant mehr belastet als das Vergleichskollektiv (p=0,25). Nur Frauen nach Pfropf- PE waren weder psychisch noch physisch in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt. Weiters zeigte sich, dass sowohl Frauen in einer Folgeschwangerschaft (p=0,003) als auch nicht- Schwangere (p=0,001) hoch signifikant stärker in ihrer psychischen Lebensqualität beeinträchtigt waren als die Vergleichsgruppe.

Conclusion:

Diese Studie zeigt, dass Patientinnen mit einer hypertensiven Schwangerschaftserkrankung massive Einschränkungen in ihrer psychischen und physischen Lebensqualität erfahren. Für die Betreuung dieser Risikoschwangeren bedeutet dies, dass ein individuelles und interdisziplinäres Management erforderlich ist. Diese Lebensqualitätsindikatoren sollen in die Therapieplanung miteinbezogen werden, um den Schwangerschaftsverlauf und damit das outcome positiv zu beeinflussen. Diese Daten unterstützen das peripartale Depressions- Screening.