Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - P401
DOI: 10.1055/s-0031-1278600

Fetaler Outcome von Gestationsdiabetikerinnen vs. gesunden Schwangeren bei Geburten mit auffälligem Geburts-CTG

P Reif 1, T Panzitt 1, M Müller 2, J Haas 1, U Lang 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, MUG
  • 2Universitätsklinik für Kinder- u. Jugendheilkunde, MUG

Fragestellung: Viele maternale und fetale Schwangerschafts- u. Geburtsrisiken in Verbindung mit dem Vorliegen eines Gestationsdiabetes sind umfangreich untersucht und belegt. Diese Untersuchung dient der Analyse der fetalen Situation bei angestrebter Spontangeburt und auffälligem Geburts-CTG bei Patientinnen mit Gestationsdiabetes (GDM). Verkraften diabetische Feten im CTG nachweisbaren Geburtsstress schlechter als Feten normoglykämischer Mütter? Zeigen pathologische Herzfrequenzveränderungen das Azidose-Risiko des Feten ähnlich, besser oder schlechter als bei Feten nicht-diabetischer Mütter an?

Material und Methodik: Vergleich des fetalen Outcomes – gemessen an APGAR-Score und Nabelschnur-pH-Werten – von 57 Patientinnen mit GDM und einer randomisierten gesunden Kontrollgruppe von 114 Patientinnen (matched pair) sowie der Gesamtgruppe aller 590 Patientinnen im Zeitraum 2008–2009. Bei allen eingeschlossenen Patientinnen lag der Verdacht auf fetalen distress aufgrund eines so suspekten oder pathologischen Geburts-CTGs vor, dass eine Mikroblutuntersuchung durchgeführt wurde. Die statistischen Analysen wurden mit Wilcoxon-U-Test, t-Test sowie Chi-Quadrat-Test und Fisher's exaktem Test unter Verwendung von PASW 18 durchgeführt.

Ergebnisse: Bei der Auswertung der arteriellen NS-pH-Werte zeigte sich ein signifikant schlechteres Outcome der GDM-Gruppe im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe (7,215 vs. 7,250, p=0,007). Im Vergleich zur Gesamtstudienpopulation sowie in der Auswertung der venösen Ns-pH-Werte lagen keine relevanten Unterschiede vor. Die Neugeborenen der diabetischen Gruppe zeigten ein nahezu identes Outcome hinsichtlich des 5min APGAR Wertes (Apgar >8: GDM – Kontrollgruppe (- Gesamtkollektiv): 96,5% vs. 95,6%, p=1,000 (vs 96,1%)).

Schlussfolgerung: Das Vorliegen eines maternalen Gestationsdiabetes scheint ein gering gesteigertes fetales Azidose-Risiko bei auffälligem CTG mit sich zu bringen. Die erhobenen Daten zeigen jedoch keinen relevanten Unterschied in der unmittelbaren postpartalen Adaptation des Neugeborenen, sodass das intrapartuale Management sich hinsichtlich der CTG-Interpretation nicht grundsätzlich von dem nicht-diabetischer Patientinnen unterscheiden sollte, jedoch erhöhter Aufmerksamkeit bedarf. Ein frühzeitigerer Einsatz von Mikroblutuntersuchungen bei Gestationsdiabetikerinnen ist zu diskutieren.