Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - P320
DOI: 10.1055/s-0031-1278598

Intensivpflichtige Geburtshilfepatientinnen 1996–2010: Eine Analyse der letzten 15 Jahre

A Lenz-Gebhart 1, I Lakovschek 1, M Rabl 1, R Lehner 1
  • 1Univ. Klinik für Frauenheilkunde Wien, Abt. für Geburtshilfe und fetomaternale Medizin

Fragestellung: Bedingt durch die sehr niedrige Müttersterblichkeit im modernen medizinischen Setting besteht zunehmend die Tendenz zur Etablierung neuer Qualitätsindikatoren in der Geburtshilfe wie z.B. dem Transfer einer Patientin auf eine Intensivstation während Schwangerschaft und Wochenbett.

Ziel dieser Studie ist die retrospektive Fallanalyse kritisch kranker geburtshilflicher Patientinnen um das Krankheitsspektrum, die notwendigen medizinischen Interventionen sowie die maternale Morbidität und Mortalität zu erfassen.

Methodik: Ein Chart-Review der geburtshilflichen und intensivmedizinischen Krankengeschichten aller 279 Patientinnen, die ab dem 2. Trimenon bis 6 Wochen postpartum zwischen 1.1.1996 und 31.12.2010 auf eine Intensivstation der Wiener Universitätskliniken transferiert wurden, wurde durchgeführt.

Ergebnisse: Während des untersuchten Zeitraumes von 15 Jahren wurden 279 geburtshilfliche Patientinnen auf eine Intensivstation transferiert, was einem Anteil von 0,62% aller Gebärenden entspricht. Die maternale Mortalität im untersuchten Kollektiv lag bei 3,2%, wobei sich die höchste Mortalitätsrate (20,0%) bei Patientinnen mit Puerperalsepsis zeigte. Mit 25,4% bzw. 33,0% stellten postpartale Blutung und hypertensive Schwangerschaftserkrankungen die häufigste Ursache für einen Transfer auf eine Intensivstation dar.

Schlussfolgerung: Im Einklang mit der vorliegenden Literatur wurde auch in unserem Kollektiv die Mehrheit der Patientinnen wegen postpartaler Blutung oder hypertensiver Schwangerschaftserkrankungen auf eine Intensivstation transferiert.

Das schlechteste Outcome fand sich bei jenen Patientinnen, die an einer Puerperalsepsis litten, auch wenn dieses Krankheitsbild nur für einen geringen Anteil an Transferierungen ursächlich war.

Die insgesamt beobachtete Mortalitätsrate fand sich im unteren Bereich des bisher in der Literatur beschriebenen Spektrums (0–18%).