Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - P319
DOI: 10.1055/s-0031-1278597

Der Versicherungsstatus und die Prognose von Patientinnen mit Ovarialkarzinom: Sonderklasse vs. allgemeine Klasse

L Hefler 1, S Siller 1, G Hofstetter 2, A Berger 2, C Marth 2, N Concin 2, S Polterauer 3, C Grimm 4, A Reinthaller 4
  • 1Karl Landsteiner Institut für Gynäkologische Chirurgie und Onkologie, Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, Landesklinikum Weinviertel Mistelbach
  • 2Univ.-Klinik für Frauenheilkunde Innsbruck
  • 3Department of Medicine, Memorial Sloan-Kettering Cancer Center, New York, NY, USA
  • 4Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Wien

Fragestellung:

In den letzten Jahren wurden einige Studien veröffentlicht, in denen beschrieben wurde, dass onkologische Patientinnen mit einer privaten Krankenzusatzversicherung (Sonderklasse [SKL]) unabhängig von weiteren Ko-Variaten ein verbesserten Überleben zeigen als Patientinnen ohne private Krankenzusatzversicherung (allgemeine Klasse [AKL]). Dies wurde für Hals-Nasen-Ohren-Karzinome, für das Mammakarzinom und für das Colonkarzinom nachgewiesen. Präliminäre Daten zeigen auch, dass der Versicherungsstatus ein Prognoseparameter bei Patientinnen mit Ovarialkarzinom sein könnte.

Methode:

Retrospektive Kohortenstudie an 923 Patientinnen (Wien: n=436, Innsbruck: n=487; SKL: n=155, AKL: n=768), mit Ovarialkarzinom, die im Zeitraum von 1995 bis 2010 an den Univ.-Klinik für Frauenheilkunde Wien und Innsbruck operiert bzw. behandelt wurden.

Ergebnisse:

Patientinnen mit SKL waren signifikant älter (63.6 [11.9] vs. 58.6 [14.3] Jahre, p=0.01) als Patientinnen mit AKL, jedoch konnte kein Unterschied in Bezug auf das FIGO Tumorstadium, das Tumorgrading, den Lymphknotenstatus und das Vorhandensein eines postoperativen Resttumors festgestellt werden. Die kliniko-pathologischen Parameter (FIGO Tumorstadium: p<0.001; Differenzierungsgrad: p<0.001; postoperativer Resttumor: p<0.001; Alter: p<0.001) und auch der Versicherungsstatus (p=0.004) zeigten sich in einem univariaten Modell mit dem Gesamtüberleben assoziiert. Patientinnen mit SKL überlebten kürzer als Patientinnen mit AKL. In einem multivariaten Modell zeigten alle vier untersuchten kliniko-pathologischen Parameter eine signifikante Assoziation mit dem dem Gesamtüberleben (p<0.001), jedoch nicht der Versicherungsstatus (p=0.4). Die Zeit zwischen der Diagnose eines Rezidivs und der Krankheitsprogression/dem Versterben war ebenso unabhängig vom Versicherungsstatus (SKL: 16.8. vs. AKL: 16.6 Monate, p=0.9).

Schlussfolgerung:

Anhand einer großen Serie von Patientinnen mit Ovarialkarzinom konnte unsere Studie kein verbessertes Überleben von Patientinnen mit einer privaten Krankenzusatzversicherung zeigen. Diese Daten können zur emotional geführten Diskussion über die Sonderklasseversicherung in Österreich beitragen.