Einleitung
Die Effizienz von GnRH-Analoga zur Fertilitätsprotektion während einer Chemotherapie
wird kontrovers diskutiert. Ihre hauptsächliche Wirkung wird dadurch erklärt, dass
die Ovarien durch Hemmung der hypophysären Gonadotropin-Sekretion in einen ruhenden,
präpubertären Status versetzt werden und somit ihre Vulnerabilität für gonadotoxische
Therapeutika gesenkt wird.
Fallbericht:
Eine 22-jährige Patientin, 0G/0P, stellte sich erstmalig 2005 nach Erstdiagnose eines
follikulären Non-Hodgkin Lymphoms im Stadium IIIa nach Ann-Arbor an unserer Klinik
vor. Vor Beginn der Chemotherapie wurde eine Laparoskopie mit Gewinnung von Ovarialgewebe
zur Kryokonservierung durchgeführt. Während der folgenden 6 Zyklen R-CHOP (Rituximab,
Cyclophosphamid, Hydroxy-Doxorubicin, Vincristin, Prednisolon) sowie einer Stammzellapharese
und einer Rituximab-Erhaltungstherapie erfolgte eine Ovarprotektion mit Goserelin
(Zoladex ®) und Add-Back-Therapie mittels kombinierter oraler Kontrazeption (Yasmin
®). Unter Therapie sanken die AMH-Werte teilweise unter die Nachweisgrenze ab.
Nach kompletter Remission und Beendigung der Rituximab-Erhaltungstherapie setzte die
Patientin wegen Kinderwunsch die Pille im August 2008 ab. Es zeigte sich ein rasches
Ansteigen der AMH-Konzentration auf ihren Ausgangswert von >2µg/l und es kam zu ovulatorischen
Zyklen. Im Dezember 2008 trat eine Schwangerschaft ein. Die Patientin wurde im September
2009 von einem gesunden Neugeborenen entbunden.
Im November 2010 stellte sich neuerlich eine Schwangerschaft ein. AMH lag bei 1,93µg/l.
Auch dieser Schwangerschaftsverlauf gestaltete sich bis zum aktuellen Zeitpunkt komplikationslos.
Schlussfolgerung:
Cyclophosphamid ist ein stark gonadotoxisches Chemotherapeutikum, das ein hohes Risiko
für eine verfrühte Ovarialinsuffizienz birgt. Wir berichten über zwei Schwangerschaften
bei derselben Patientin nach Polychemotherapie mit Cyclophosphamid und Stammzellapharese
unter Ovarprotektion mit einem GnRH-Analogon. Dies ist mit den Berichten anderer Zentren
vergleichbar, die ebenfalls den positiven Effekt von GnRH-Analoga zur Fertilitätsprotektion
bestätigen konnten. Wir sehen daher die Gabe von GnRH-Analoga als einen wichtigen
Bestandteil der Fertilitätsprotektion an – in Abhängigkeit von der Grunderkrankung.