Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - P311
DOI: 10.1055/s-0031-1278589

Wiederholte Schwangerschaft nach fertilitätsprotektiver Therapie mit GnRH-Analoga

K Winkler 1, SC Ziehr 1, L Wildt 1
  • 1Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin Innsbruck

Einleitung

Die Effizienz von GnRH-Analoga zur Fertilitätsprotektion während einer Chemotherapie wird kontrovers diskutiert. Ihre hauptsächliche Wirkung wird dadurch erklärt, dass die Ovarien durch Hemmung der hypophysären Gonadotropin-Sekretion in einen ruhenden, präpubertären Status versetzt werden und somit ihre Vulnerabilität für gonadotoxische Therapeutika gesenkt wird.

Fallbericht:

Eine 22-jährige Patientin, 0G/0P, stellte sich erstmalig 2005 nach Erstdiagnose eines follikulären Non-Hodgkin Lymphoms im Stadium IIIa nach Ann-Arbor an unserer Klinik vor. Vor Beginn der Chemotherapie wurde eine Laparoskopie mit Gewinnung von Ovarialgewebe zur Kryokonservierung durchgeführt. Während der folgenden 6 Zyklen R-CHOP (Rituximab, Cyclophosphamid, Hydroxy-Doxorubicin, Vincristin, Prednisolon) sowie einer Stammzellapharese und einer Rituximab-Erhaltungstherapie erfolgte eine Ovarprotektion mit Goserelin (Zoladex ®) und Add-Back-Therapie mittels kombinierter oraler Kontrazeption (Yasmin ®). Unter Therapie sanken die AMH-Werte teilweise unter die Nachweisgrenze ab.

Nach kompletter Remission und Beendigung der Rituximab-Erhaltungstherapie setzte die Patientin wegen Kinderwunsch die Pille im August 2008 ab. Es zeigte sich ein rasches Ansteigen der AMH-Konzentration auf ihren Ausgangswert von >2µg/l und es kam zu ovulatorischen Zyklen. Im Dezember 2008 trat eine Schwangerschaft ein. Die Patientin wurde im September 2009 von einem gesunden Neugeborenen entbunden.

Im November 2010 stellte sich neuerlich eine Schwangerschaft ein. AMH lag bei 1,93µg/l. Auch dieser Schwangerschaftsverlauf gestaltete sich bis zum aktuellen Zeitpunkt komplikationslos.

Schlussfolgerung:

Cyclophosphamid ist ein stark gonadotoxisches Chemotherapeutikum, das ein hohes Risiko für eine verfrühte Ovarialinsuffizienz birgt. Wir berichten über zwei Schwangerschaften bei derselben Patientin nach Polychemotherapie mit Cyclophosphamid und Stammzellapharese unter Ovarprotektion mit einem GnRH-Analogon. Dies ist mit den Berichten anderer Zentren vergleichbar, die ebenfalls den positiven Effekt von GnRH-Analoga zur Fertilitätsprotektion bestätigen konnten. Wir sehen daher die Gabe von GnRH-Analoga als einen wichtigen Bestandteil der Fertilitätsprotektion an – in Abhängigkeit von der Grunderkrankung.