Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - P303
DOI: 10.1055/s-0031-1278581

Innsbrucker Erfahrungen mit der Kryokonservierung von Ovarialgewebe: In vitro Maturation von Oozyten, eine weitere Strategie zur Fertilitätsprotektion?

K Winkler 1, M Salama 1, KF Murach 1, S Hofer 1, W Biasio 1, L Wildt 1, SC Ziehr 1
  • 1Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Innsbruck

Eine meist wenig beachtete Nebenwirkung vieler Chemotherapien, aber auch von Bestrahlungen im Bereich des kleinen Beckens, ist die Schädigung der Gonaden. Die damit einhergehende Ovarialinsuffizienz bedeutet für viele Frauen und Mädchen ein verfrühtes Einsetzen der Menopause und somit den Verlust ihrer Fertilität.

Seit 2003 wird an der Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin Innsbruck speziell für onkologische Patientinnen vor einer Chemo- oder Radiotherapie die Kryokonservierung von Ovarialgewebe zur Fertilitätsprotektion angeboten. Bis Januar 2011 wurden Gewebeproben von insgesamt 110 Patientinnen kryokonserviert. Das Durchschnittsalter der Patientinnen lag bei 25,2 Jahren. 53 der Patientinnen litten unter hämatologischen Erkrankungen (32 Mb. Hodgkin, 16 Leukämien und 5 Non-Hodgkin Lymphomen), 24 Patientinnen hatten ein Mammakarzinom. Des Weiteren wurde Ovarialgewebe von 17 Patientinnen mit gynäkologischen und nicht gynäkologischen Malignomen, 8 Patientinnen mit Autoimmunerkrankungen (z.B. SLE, Goodpasture-Syndrom, Susac-Syndrom) und 8 Patientinnen mit anderen benignen Erkrankungen wie z.B. Turner Syndrom, prämature Ovarialinsuffizienz, Fibromatose, oder Multiple Sklerose kryokonserviert.

2010 wurde in einem Pilotexperiment die Kryokonservierung von Ovarialgewebe mit der In vitro Maturation (IVM) von Oozyten kombiniert. Bei 5 Patientinnen zwischen 20 und 34 Jahren konnten während der Vorbereitung zur Kryokonservierung insgesamt 28 unreife Oozyten im Germinal Vesikel Stadium aus den Biopsaten gewonnen werden (5,6 Oozyten pro Patientin). Unter Zugabe von 75 mIU/ml FSH und 75 mIU/ml LH wurden die Oozyten für 48 Stunden in vitro maturiert. 6 der Oozyten reiften bis zum Metaphase II Stadium und zwei dieser Oozyten wurden auf Wunsch der Patientin vitrifiziert.

Schlussfolgerung:

Ovarialgewebekryokonservierung ist eine vielversprechende Methode zur Fertilitäsprotektion. Während der Aufbereitung des Gewebes konnten komplikationslos, ohne vorhergehende Stimulation der Patientin, Oozyten gewonnen werden. Obwohl es weiterer Forschung auf diesem Gebiet bedarf um etwa die Maturationsraten zu erhöhen, sehen wir die Oozyten-IVM als additive Strategie zur Fertilitätsprotektion, welche künftig einen fixen Bestandteil in der Patientinnenberatung darstellen sollte.