Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - P301
DOI: 10.1055/s-0031-1278579

Kinderwunschbehandlung bei sekundärer Ovarialinsuffizienz nach postpartaler lymphozytärer Hypophysitis

T Czech 1, C Götsch 2, C Thome 3, C Brezinka 1, L Wildt 1
  • 1Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin Innsbruck
  • 2Universitätsklinik für Innere Medizin I, Endokrinologische Ambulanz Innsbruck
  • 3Universitätsklinik für Neurochirurgie Innsbruck

Einleitung:

Die lymphozytäre Hypophysitis ist ein extrem seltenes Krankheitsbild, welches zu einem vollständigen oder partiellen Ausfall der Hypophysenhormone führt. Besteht nach der Erkrankung noch Kinderwunsch, stellen sich eine Reihe endokrinologischer Probleme.

Fallbericht:

Eine 23-jährige Patientin erlitt nach einem unauffälligen Spontanpartus eines gesunden Mädchens ausgedehnte Gesichtsfeldausfälle. Nach Abklärung mittels Bildgebung wurde der Verdacht auf Hypophysenadenom geäußert. Aufgrund progredienter Zunahme der Symptomatik wurde am dritten postpartalen Tag eine transkranielle subtotale Teilresektion der Hypophyse durchgeführt. Die Diagnose lautete auf lymphozytäre Hypophysitis. Zwei Jahre später stellte sich die Patientin mit sekundärer Amenorrhoe und erneutem Kinderwunsch vor.

Klinisch und laborchemisch zeigte sich eine Insuffizienz der Adenohypophyse mit Verminderung der Produktion der gonadotropen Hormone LH und FSH sowie verminderter ADH-, ACTH- und TSH-Sekretion. Seit der Erstmanifestation der Erkrankung steht die Patientin unter Dauertherapie mit Hydrocortison, Levothyroxin, Desmopressin, und Colecalciferol. Im Zuge der Kinderwunschabklärung wurde der Schweregrad der Ovarialinsuffizienz mittels GnRH Test evaluiert, es zeigte sich ein Grad 3c (d.h. ein völliges Fehlen der gonadotropen Hormone auf einen Einzelbolus 100µg GnRH). Die weitere Abklärung der gonadotropen Partialfunktion wird mittels pulsatiler GnRH Applikation durchgeführt.

Conclusio:

Bei sekundärer Hypophyseninsuffizienz nach Trauma, Blutung oder Infektion muss vor Beginn einer Kinderwunschbehandlung zunächst eine ausreichende Substitution der Schilddrüsen-, und Nebennierenrindenhormone erreicht werden. Bei prinzipieller Intaktheit der gonadotropen Partialfunktion kann eine pulsatile GnRH Therapie geplant werden. Zur Stimulation der Ovarialfunktion bei komplettem Ausfall kann eine direkte Stimulation mit Gonadotropinen durchgeführt werden.