Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - P205
DOI: 10.1055/s-0031-1278562

Finanzierung zertifizierter Zentren – eine multizentrische Willingness-to-pay-Analyse

MP Lux 1, E Kotziabassis 1, A Scharl 2, MG Schrauder 1, MR Bani 1, CR Löhberg 1, SM Jud 1, PA Fasching 1, A Hartmann 3, R Schulz-Wendtland 4, V Strnad 5, FC Thiel 1, MW Beckmann 1
  • 1Frauenklinik, Universitätsklinikum Erlangen
  • 2Frauenklinik, Klinikum St. Marien Amberg
  • 3Pathologisches Institut der Universität Erlangen
  • 4Radiologisches Institut, Universitätsklinikum Erlangen
  • 5Strahlenklinik, Universitätsklinikum Erlangen

Zielsetzung:

Obwohl die Versorgung in zertifizierten Brustzentren (BZ) flächendeckend etabliert worden ist, werden weiterhin zahlreiche Leistungen nicht erstattet. Ein BZ stellt zwar ein zuschlagsberechtigtes Zentrum dar, jedoch werden diese meist nicht gezahlt. Die Kalkulation des Zusatzaufwandes wird limitiert durch fehlende Abbildung von Leistungen in den InEK-Daten. Für den Entscheidungsträger ist die gesellschaftliche Zahlungsbereitschaft von Bedeutung, um Entscheidungen an den Präferenzen der Gesellschaft auszurichten. Mittels einer willingness-to-pay-Analyse kann eine hypothetische maximale Zahlungsbereitschaft ermittelt, und Mängel einer willkürlichen Setzung von Gesundheitsbudgets auf der Makroebene aufgedeckt werden.

Material und Methoden:

Es wurden 2.469 Patientinnen (davon 34,3% geburtshilflich, 22,4% senologisch, 9,1% gynäko-onkologisch) über Kenntnisstand von zertifizierten Zentren, Einflüsse der Zentrumsbildung auf die Vorstellung im Krankenhaus und persönliche Einstellungen zur qualitätsorientierten Vergütung in einer multizentrischen Studie zwischen November 2009 und Dezember 2010 befragt. Die subjektive Einschätzung möglicher Zuschläge wurde anhand einer willingness-to-pay-Analyse ermittelt.

Ergebnisse:

Im Gesamtkollektiv wussten 53,4% der Patientinnen, was ein zertifiziertes Zentrum ist, und 27,4% hatte gewisse Kenntnisse [geburtshilflich 40,0%/32,3%; senologisch 66,8%/23,2%, gynäkologisch-onkologisch 54,7%/27,3% (p<0,001)].

Für 43,8% war das zertifizierte Zentrum ein oder der Hauptgrund der Vorstellung [geburtshilflich 26,2%, senologisch 66,8%, gynäkologisch-onkologisch 46,6% (p<0,001)].

72,6% befürworteten die qualitätsorientierte Vergütung, und 69,7% einen Zuschlag für ein zertifiziertes Zentrum in Höhe von 538,56€ (senologisch 643,65€, geburtshilflich 474,67€, gynäkologisch-onkologisch 532,47€). 33,9% würden hierzu einer Steigerung der Krankenkassenbeitragssätze zustimmen (0,3865% im Durchschnitt).

28,3% befürworteten einen Abzug der Vergütung für nicht-zertifizierte Zentren.

Zusammenfassung:

Zuschläge für zertifizierten Zentren werden allgemein befürwortet. Somit besteht eine klare Forderung – auch von den Patientinnen! Dieses kann für Verhandlungen genutzt werden.