Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - P201
DOI: 10.1055/s-0031-1278558

Folsäure- Einblick in die aktuelle Versorgungssituation Schwangerer in Wien

B Greunz 1, M Riegler-Keil 1
  • 1Semmelweis Frauenklinik Wien

Einleitung:

Eine ausreichende Versorgung mit Folsäure führt nachweislich zu einer Verringerung der Inzidenz von Neuralrohrdefekten (NTD) um bis zu 75%. In Österreich kamen im Jahr 2005 auf 77.252 Lebendgeburten 70–80 Neuralrohrdefekte. Diese Inzidenz ist in den letzten 15 Jahren annähernd unverändert. Trotz der allgemeinen Empfehlung zur perikonzeptionellen Folsäure-Prophylaxe, ist das tatsächliche, aktuelle und zeitgerechte Folsäure-Einnahmeverhalten von Frauen mit Kinderwunsch bzw. Schwangerer unklar. Es wurden deshalb an der Semmelweis Frauenklinik an einem für den Großraum Wien repräsentativen Kollektiv, Daten rund um die perikonzeptionelle Folsäure-Einnahme erhoben. Die Ergebnisse sollen einerseits Aufschluss über den Wissensstand von Frauen im gebärfähigen Alter geben und andererseits das tatsächliche Einnahmeverhalten veranschaulichen.

Methoden:

Es wurde ein zweiseitiger standardisierter, semi-strukturierter Fragebogen mit 16 Fragen rund um den Themenkomplex Folsäure-Einnahme konzipiert. Dieser wird seit November 2010 bis einschließlich März 2011 an alle Schwangeren bei Anmeldung zur Geburt in der Ambulanz der Semmelweis Frauenklinik verteilt.

Der Fragebogen deckt folgende Themenbereiche ab: Anamnese hinsichtlich Fehlgeburten und Fehlbildungen in der Familie (NTD), Vorliegen einer geplanten, respektive ungeplanten Schwangerschaft, Einnahme oraler Kontrazeptiva vor Eintreten der Schwangerschaft, Folsäure-Einnahmemodus (Dosis, Zeitfenster, Präparat), Wissensstand zur Bedeutung der Folsäure sowie Informationsquellen.

Ergebnisse:

Die finalen Ergebnisse dieser Studie werden aufgrund der noch laufenden Erhebung und Auswertung erst mit Ende April zur Verfügung stehen. Es wird erwartet, dass bis dahin ca. 600 Frauen befragt werden können. Die Zahl der Befragten und das hinsichtlich ethnischer Herkunft, Sozialstatus, Bildungsstand und Alter breit gefächerte Klientel der Abteilung lassen ein repräsentatives Ergebnis für das Folsäure-Einnahmeverhalten im Raum Wien erwarten.

Bisher wurden mehr als 250 Fragebögen ausgewertet. Daraus kann man einen vorläufigen Trend ablesen, der bereits die Interpretation zulässt, dass selbst Frauen, denen die Bedeutung der perikonzeptionellen Folsäure-Prophylaxe bekannt ist, ein insuffizientes Einnahme-Verhalten zeigen. Das rechtfertigt die Diskussion, auf welche Art das Folsäure-Einnahmeverhalten möglichst suffizient modifiziert werden könnte, um nachhaltig die Zahl der Neuralrohrdefekte zu reduzieren.