Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - P121
DOI: 10.1055/s-0031-1278557

Korrelation des Humanen Choriongonadotropin mit Tumorstadium, Grad und Überleben von Ovarialkarzinompatientinnen

M Lenhard 1, A Tsvilina 2, L Schumacher 2, M Kupka 2, N Ditsch 1, D Mayr 3, U Jeschke 2, K Friese 1, 2
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe – Campus Großhadern
  • 2Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe – Campus Innenstadt
  • 3Pathologisches Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München

Fragestellung: Der Einfluss von Gonadotropinen auf die Entwicklung des Ovarialkarzinoms wurde wiederholt diskutiert. Wir quantifizierten Serumlevel des humanen Choriongonadotropin (hCG) bei Patientinnen mit benignen und malignen Ovarialtumoren und bestimmten darüber hinaus die hCG Expression in Ovarialkarzinomgewebe, um einen möglichen Zusammenhang zwischen Tumorstadium, Grad, Gonadotropinrezeptorexpression (hCG-R/LH-R und FSH-R) und Überleben zu finden.

Material und Methoden: Patientinnen, die zwischen 1990 und 2002 an einem Ovarialtumor operiert wurden, wurden in die Studie eingeschlossen. Patientencharakteristika, Histologie inkl. histologischem Subtyp, Tumorstadium und -grad sowie Follow-up Daten lagen vor. Serum hCG-Konzentrationen wurden mittels ELISA, die hCG Gewebeexpression über Immunhistochemie analysiert.

Ergebnisse: HCG Level von 123 präoperativ gewonnene Seren wurde bestimmt (benigne: n=83, maligne: n=40). Paraffingewebe lag von 156 Ovarialkarzinompatientinnen vor. Die meisten Patientinnen hatten bei Erstdiagnose ein fortgeschrittenes Tumorstadium [FIGO I: n=35 (22,6%), FIGO II: n=9 (5,8%), FIGO III: n=109 (70,3%), FIGO IV: n=2 (1,3%)]. Die mediane Follow-up Zeit betrug 7,3 Jahre (Range 0,3–16,8) mit 26 dokumentierten Rezidiven und 91 Todesfällen.

HCG-positive Seren wurden bei 26,7% der Patientinnen mit benignen und 67% der Patientinnen mit malignen Ovarialtumoren vorgefunden. Darüber hinaus waren die hCG-Serumkonzentrationen bei Patientinnen mit Ovarialkarzinom signifikant höher als bei Patientinnen mit benignen Tumoren (p<0,001).

Ovarialkarzinomgewebe zeigte in 68% der Fälle eine positive hCG Expression. Hierbei konnten wir eine signifikant unterschiedliche hCG Expression in Bezug auf den Tumorgrad (p=0,022) nicht jedoch den histologischen Subtyp feststellen. Darüber hinaus zeigten muzinöse Ovarialkarzinome eine signifikant erhöhte hCG Expression im FIGO-Stadium III verglichen mit Stadium I (p=0,018). Wir fanden zusätzlich eine positive Korrelation der hCG Expression mit dem LH-R, aber nicht FSH-R. Es bestand kein signifikanter Zusammenhang zwischen der hCG Gewebeexpression und dem Gesamtüberleben. Die Subgruppenanalyse der LH-R positiven Tumoren zeigte jedoch eine Verbesserung des 5-JÜ bei gleichzeitig positiver hCG Expression (5-JÜ: hCG positiv 75,0% vs. hCG negativ 50,5%).

Schlussfolgerung: Die Serum hCG Level von Patientinnen mit benignen und malignen Tumoren des Ovars unterscheiden sich signifikant. HCG wird häufig in Ovarialkarzinomgewebe exprimiert und variiert in Hinblick auf Tumorstadium und -grad. Die HCG Expression korreliert mit der der LH-R Expression im Ovarialkarzinomgewebe, von der kürzlich gezeigt wurde, dass sie prognostisch relevant ist. Sowohl das Hormon als auch sein Rezeptor können somit als Target neuer Krebstherapien dienen.