Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - P116
DOI: 10.1055/s-0031-1278552

Lebensqualität von Brustkrebspatientinnen im Verlauf und onkologische und psychologische Einflussfaktoren

K Härtl 1, M Müller 1, K Hermelink 1, J Köhm 1, K Friese 1
  • 1Abteilung für Psychosomatik und Psychoonkologie, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Campus Innenstadt und Großhadern, Ludwig-Maximilians-Universität

Fragestellung: Die Studienergebnisse zur Lebensqualität von Brustkrebspatientinnen im Langzeitverlauf sind sehr heterogen. Die vorliegende Studie untersucht die Veränderung der Lebensqualität (LQ) und des Körpererlebens über zwei Jahre und den Einfluss ausgewählter onkologischer und psychologischer Variablen auf die LQ zwei Jahre postoperativ.

Methode: Einschlusskriterien waren die Diagnose eine primären Mammakarzinoms (TNM-Stadium pT1–4, pN0–3, pM0) und die Rezidivfreiheit im Follow-up-Zeitraum. 203 Patientinnen mit primärem Mammakarzinom beantworteten die Fragebögen 2 Wochen, 6, 12, 18 und 24 Monate nach der Primäroperation. QLQ-C30, QLQ-BR23, FBK-R23, FPI-R und LOT wurden als standardisierte Messinstrumente verwendet.

Ergebnisse: Allgemeine LQ, die meisten Funktions- und Symptomskalen verbesserten sich über den Zeitverlauf von 2 Jahren. Die größten Veränderungen waren in den ersten 6 Monaten nach der Primäroperation. Kognitive Beeinträchtigungen, Körpererleben und Schlafstörungen veränderten sich im Follow-up-Zeitraum nicht. Tumorstadium, Axillaoperation und Chemotherapie waren keine Prädiktoren für Langzeit-LQ. Alter konnte nur die körperliche Funktion vorhersagen. Die wichtigsten Prädiktoren für Langzeit-LQ waren primärer Distress und primäre Anpassung. Höhere Neurotizismuswerte waren mit schlechterer LQ verbunden. Optimismus konnte die LQ 2 Jahre später nicht vorhersagen.

Schlussfolgerung: Klassische LQ-Parameter verbesserten sich im Follow-up-Zeitraum, wohingegen psychologische Variablen wie Körpererleben oder Schlafstörungen auch 2 Jahre postoperativ noch beeinträchtigt waren. Weniger krankheitsbezogene als vielmehr psychologische Einflussfaktoren wie das primäre Stresserleben zum Zeitpunkt der Brustkrebsdiagnose spielen eine wichtige Rolle für die langfristige LQ. Daher sollte bei der Primärdiagnose von Mammakarzinom ein psychologisches Screening stattfinden, um gezielt belasteten Patientinnen psychoonkologische Unterstützung anbieten zu können.