Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - P104
DOI: 10.1055/s-0031-1278540

Reduktion der operativen Entbindungsrate durch den Einsatz von Mikroblutuntersuchungen bei auffälligem CTG unter Berücksichtigung des Gestationsalters

P Reif 1, J Haas 1, W Schöll 1, U Lang 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz

Hintergrund/Fragestellung: Das Erkennen eines suspekten oder pathologischen CTGs lässt keine sichere Aussage über das tatsächliche Vorliegen eines fetalen distress, bzw. das Ausmaß der fetalen pH-Wert-Veränderungen zu. Ohne den Einsatz der Mikroblutuntersuchung muss das Auftreten von suspekten oder pathologischen CTG-Veränderungen eine raschest mögliche Geburtsbeendigung mittels vaginal-operativer Maßnahme oder Kaiserschnitt nach sich ziehen. Diese Studie soll zeigen, wie viele Kaiserschnitte und vaginal-operative Entbindungen durch den Einsatz von Mikroblutuntersuchungen (MBU) bei suspekten oder pathologischen Geburts-CTGs verhindert werden können.

Material und Methodik: Retrospektive Analyse des Geburtsmodus mittels deskriptiver Statistik an 669 Patientinnen im Zeitraum 2008–2009, bei denen bei suspektem oder pathologischem CTG eine Mikroblutuntersuchung durchgeführt wurde. Außerdem sollte untersucht werden, ob eine Abhängigkeit der MBU-Verteilung vom Gestationsalter besteht.

Ergebnisse: Durch den Einsatz der Mikroblutuntersuchung konnte bei 6,4% der im Studienkollektiv eingeschlossenen Patientinnen mit suspektem oder pathologischem CTG, durch einen oder mehrere MBU-Werte im Normbereich, eine operative Entbindung verhindert werden. Weiters zeigt sich eine Häufung der Mikroblutuntersuchungen bei Gestationsaltern jenseits des Geburtstermins.

Schlussfolgerung: Die fetale Mikroblutuntersuchung stellt ein effektives Hilfsmittel im geburtshilflichen Management dar und kann zur Reduktion der operativen Entbindungsrate beitragen. Das Risiko der Invasivität des Eingriffs kann im Vergleich zur Reduktion der operativen Entbindungsrate als gering angesehen werden. Die Bereitschaft zur Durchführung von Mikroblutuntersuchungen steigt mit Fortschreiten des Gestationsalters offensichtlich stetig an.