Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - P101
DOI: 10.1055/s-0031-1278537

Hysterotomia vaginalis anterior bei therapierefraktärer Einleitung mit Prostaglandinen bei IUFT in der 21. Schwangerschaftswoche

T Idris 1, B Csapo 1, K Tamussino 1, U Lang 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Medizinischen Universität Graz, Österreich

Bei einem intrauterinen Fruchttod (IUFT) bzw. medizinisch indizierten Schwangerschaftsabbruch im 2. oder 3. Trimenon kommt Misoprostol (Cyprostol) häufig zur Anwendung. Die Effektivität für Prostaglandine zur Weheneinleitung im 2. oder 3. Trimenon liegt bei ca. 80–95% innerhalb von 24 Stunden (1), beziehungsweise bei noch höherer Erfolgsrate nach 48 Stunden (2).

Methode:

Eine 32-jährige Erstgravida mit unauffälliger Anamnese wurde wegen IUFT in der 20.+5 SSW. vorstellig. Die Einleitung erfolgte mit Misoprostol (Cyprostol 100µg 6-stündlich sublingual) in Kombination mit Mifepriston 200mg (Mifegyne). Nach Ausbleiben der Wehentätigkeit wurde die Dosierung ab dem 2. Tag auf Misoprostol 200µg 6-stündlich erhöht. Trotz multipler Einleitungsversuche mit Misoprostol über insgesamt 6 Tage setzte keine Wehentätigkeit ein. Am 6. Tag erhielt die Patientin Sulpostron (Nalador) intravenös in einer Dosierung von 5µg/min. Als auch Sulpostron keine Wehen ausgelöst hatte, wurde am Tag 7 die Schwangerschaft per vaginaler Sectio – Hysterotomia vaginalis anterior – beendet (4).

Ergebnisse:

Die Operation und der postoperative Verlauf gestalteten sich komplikationslos, sodass die Patientin am 2. postoperativen Tag nachhause entlassen werden konnte. Die Histologie ergab eine altersentsprechende Plazenta mit dem Teilbild einer Entzündung vom Amniontyp. Der Obduktionsbefund des stark mazerierten Feten ergab keinen Anhaltspunkt für einen IUFT.

Schlussfolgerung:

Die Zunahme der Kontraktilität des Myometriums bei Wehenbeginn ist durch ansteigende Konzentrationen von kontraktionsassoziierten Membranproteinen bedingt.

Für diese Veränderungen spielen das Neuropeptid CRH, Prostaglandine E2 und Proteasen, die in den Geweben des fetomaternalen Grenzbereiches gebildet werden, zusammen mit den Steroidhormonen Östrogen und Kortisol eine zentrale Rolle (3).

Das Versagen von Prostaglandinen bei Einleitungsversuchen im 2. Trimenon, deren Ursache nicht bekannt ist, stellt Geburtshelfer vor ein Problem. Bei frustraner Geburtseinleitung im 2. Trimenon mit Prostaglandinen bleibt die ‘vaginale Sectio’ (Hysterotomia vaginalis anterior) eine therapeutische Alternative.