Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2011; 8 - A217
DOI: 10.1055/s-0031-1278220

Akuttoxizität nach intraoperativer Bestrahlung des Tumorbett im Rahmen der brusterhaltenden Therapie des Mammakarzinoms

A Wittig 1, C Hornickel 1, US Albert 2, L Zwiorek 2, H Merte 1, R Engenhart-Cabillic 1, M Kalder 2
  • 1Philipps-Universität Marburg, Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, Marburg, Deutschland
  • 2Philipps-Universität Marburg, Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Klinik für Gynäkologie, Gynäkologische Endokrinologie und Onkologie, Marburg, Deutschland

Zielsetzung:

Die Akuttoxizität einer intraoperativen Bestrahlung (IORT) zur zielsicheren Dosisaufsättigung des Tumorbetts im Rahmen der Brust erhaltenden Therapie (BET) wurde prospektiv evaluiert und retrospektiv mit einem Patientinnenkollektiv verglichen, das einen perkutanen Boost erhalten hatte.

Materialien und Methodik:

80 Patientinnen (medianes Alter: 58 Jahre) erhielten im Rahmen der BET eine IORT des Tumorbetts mit 10Gy (6-12 MeV Elektronen; MOBETRON IntraOP) gefolgt von einer adjuvanten perkutanen Radiatio der Restdrüse mit 50,4Gy (5×1,8Gy). 23,7% der Patientinnen erhielten vor Einleitung der perkutanen Bestrahlung eine Chemotherapie. Das Vergleichskollektiv von 94 Patientinnen (medianes Alter: 59 Jahre) erhielt zusätzlich zur perkutanen Strahlentherapie der Restdrüse mit 50,4Gy (5×1,8Gy/Woche) einen perkutanen Boost mit Elektronen (9-12 MeV) von 16Gy in 8 Fraktionen.

Die Akuttoxizitäten (NCI-CTC-Kriterien) wurden mittels klinischer Untersuchung, Fotodokumentation und ggf. Sonografie erhoben (mittlere Nachbeobachtungszeit: 12,3 Wochen, 3-22 Wochen).

Ergebnisse:

Nach IORT trat bildgebend bzw. klinisch in 27,5% der Fälle ein Serom auf, das in 13,7% klinisch apparent und in 5,0% punktionswürdig war. Eine Fettgewebsnekrose mit konsekutiv verzögerter Einleitung der perkutanen Radiatio wurde bei 6,3% der Patientinnen beobachtet. Die Toxizitätsraten stehen in keinem Zusammenhang mit dem Alter, Tumorstadium oder Größe des Bestrahlungstubus. Nachresektionen waren in 16,3% der Fälle nötig.

In dem Patientinnenkollektiv, das einen perkutanen Boost erhalten hatte, trat in 41,5% ein Serom auf, das in 10,6% punktionswürdig war. Bei 8,5% der Patientinnen wurde eine Fettgewebsnekrose beobachtet.

Zusammenfassung:

Die Mehrzahl der Patientinnen tolerierte die IORT gut. Wundheilungsstörungen waren nach IORT gegenüber dem Behandlungskonzept mit perkutanem Boost nicht gehäuft.