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DOI: 10.1055/s-0031-1278215
Entscheidungsfindung in der interdisziplinären Tumorkonferenz
Zielsetzung:
Diese Studie untersucht Entscheidungsprozesse zur medizinischen Behandlung von Brustkrebs- und Genitalkrebspatientinnen in der interdisziplinären Tumorkonferenz. Relevante Faktoren und Strategien zur Entscheidungsfindung einschließlich Risikokommunikation wurden exploriert.
Materialien und Methoden:
Die Perspektive von Ärzten eines Brustkrebszentrums wurde in 21 halbstrukturierten Interviews erhoben, transkribiert und qualitativ ausgewertet. Die Relevanz medizinischer und psychosozialer Faktoren (PSF) für die Entscheidungsfindung wurde auf Visuellen-Analog-Skalen eingeschätzt und mithilfe des Wilcoxon-Ranks-Tests verglichen.
Ergebnisse:
Es wurden zwei Modelle des Einbezugs von PSF identifiziert: 1) 2-Stufen-Modell: PSF finden nicht in der Tumorkonferenz, sondern im Arzt-Patient-Gespräch Berücksichtigung (n=5), und 2) Differenziertes Modell: PSF werden in der Tumorkonferenz und in der Arzt-Patient-Kommunikation als relevant erachtet bei a) hohem Partizipationsbedürfnis, b) Einschränkung der Therapieumsetzung durch PSF, c) Entscheidungen erhöhter Komplexität; (n=16). Behandlungswunsch und Compliance wurden als bedeutsamste PSF benannt. Biomedizinischen Faktoren wurde eine signifikant höhere Relevanz als PSF zugeschrieben (p<0.05). Es konnten fünf Entscheidungsstrategien identifiziert werden: 1) regelbasiertes Entscheiden, 2) erfahrungsbasiertes Entscheiden, 3) Rely-on-others, 4) Risikokommunikation und 5) Hinzunahme weiterer Informationen. Risikokommunikation anhand verbaler Kategorien wurde häufiger als numerische Risikokommunikation beschrieben. Hinweise auf einen potentiellen False-Consensus-Bias und Verantwortungsdiffusion im Gruppenentscheidungsprozess wurden gefunden.
Zusammenfassung:
Patientenorientierte Entscheidungsfindung stellt einen Gesamtprozess dar, der nicht nur das Arzt-Patient-Gespräch, sondern auch die interdisziplinäre Tumorkonferenz umfasst. Zur Optimierung des Entscheidungsprozesses ist die Etablierung von Standards zum Einbezug psychosozialer Faktoren und zur Anwendung von Entscheidungsstrategien mit dem Ziel der Bias-Minimierung wünschenswert.