Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2011; 8 - A205
DOI: 10.1055/s-0031-1278208

Die Versorgungsrealität der adjuvanten Therapie des Mammakarzinomes

R Weide 1, S Feiten 2, V Friesenhahn 2, J Heymanns 1, K Kleboth 2, H Köppler 1, U Mergenthaler 2, J Thomalla 1, C van Roye 1
  • 1Praxisklinik für Hämatologie und Onkologie, Koblenz, Deutschland
  • 2Institut für Versorgungsforschung in der Onkologie, Koblenz, Deutschland

Zielsetzung:

Es existieren bisher keine Daten über die Versorgungsrealität der adjuvanten Therapie des Mammakarzinomes in Deutschland. Diese Untersuchung wurde durchgeführt mit dem Ziel, folgende Fragen zu beantworten:

  • Wie werden unselektionierte Patientinnen mit Mammakarzinom in der Routineversorgung adjuvant therapiert?

  • Welches Gesamtüberleben haben diese Patientinnen?

Materialien und Methoden:

Retrospektive Auswertung aller Patientinnen, die zwischen 06/1995-05/2010 in einer onkologischen Schwerpunktpraxis adjuvant therapiert wurden.

Ergebnisse:

677 Patientinnen mit einem medianen Alter bei Erstdiagnose von 54 Jahren (28-87) wurden (neo)adjuvant therapiert. Die Stadieneinteilung war wie folgt: Stadium I 25%, Stadium II 44%, Stadium III 22%, bei 10% war das Stadium nicht mehr eruierbar. Die adjuvante Therapie bestand bei 342 (51%) aus einer Kombination aus Chemotherapie und antihormoneller Therapie, 156 (23%) erhielten eine antihormonelle Therapie, 148 (22%) eine Chemotherapie und 26 (4%) ausschließlich eine Radiatio. 349 (71%) wurden mit Anthrazyklinen behandelt, 172 (35%) mit Taxanen, 119 (24%) mit CMF. Die antihormonelle Therapie bestand aus Tamoxifen bei 242 (49%), einer sequentiellen Therapie mit Tamoxifen und einem Aromataseinhibitor bei 153 (31%), einem Aromataseinhibitor bei 97 (19%). 60 (9%) Patientinnen erhielten eine Therapie mit Trastuzumab. Das Gesamtüberleben nach 5, 10 und 15 Jahren betrug im Stadium I 91%, 85%, 73%, im Stadium II 89%, 73%, 53% und im Stadium III 76%, 43%, 31%. 37 (5%) Patientinnen mussten therapiebedingt hospitalisiert werden.

Zusammenfassung:

In der Versorgungsrealität kommen alle modernen Therapieoptionen zum Einsatz. Die therapieassoziierte Hospitalisationsrate ist niedrig. Das Gesamtüberleben der Patientinnen im Stadium II und III ist besser im Vergleich mit deutschen, englischen und amerikanischen Registerdaten.