Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2011; 8 - A179
DOI: 10.1055/s-0031-1278182

Bevölkerungsbezogene Analyse der Umsetzung von Therapieempfehlungen der S3-Leitlinie für die Primäroperation des Mammakarzinoms anhand von Krebsregisterdaten aus vier Regionen Deutschlands

S Schrodi 1, A Tillack 2, A Naas 2, A Niedostatek 3, C Werner 3, B Holleczek 4, C Stegmaier 4, G Schubert-Fritschle 1, J Engel 1
  • 1Tumorregister München (TRM) des Tumorzentrums München (TZM) am Institut für medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie (IBE), München, Deutschland
  • 2Tumorzentrum Land Brandenburg, Frankfurt (Oder), Deutschland
  • 3Tumorzentrum Dresden, Dresden, Deutschland
  • 4Epidemiologisches Krebsregister Saarland, Saarbrücken, Deutschland

Zielsetzung:

2004 wurde in Deutschland die erste S3-Leitlinie für die Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms implementiert. Ziel dieser Auswertung war eine Analyse der Leitlinienumsetzung bezüglich der Primäroperation in vier Regionen Deutschlands mit einer Bevölkerung von insgesamt 9,2 Millionen Einwohnern.

Materialien und Methoden: In die Analyse gingen 53.637 operierte Brustkrebsfälle der Diagnosejahre 1999 bis 2008 ein, dokumentiert in den Krebsregistern der Regionen Brandenburg (B.: n=14.593), Dresden (D.: n=7.419), München (M.: n=26.181) und Saarland (S.: n=5.444). Die Leitlinienumsetzung wurde zum einen anhand der jährlichen prozentualen Verteilung der betreffenden Qualitätsindikatoren, zum anderen anhand multipler logistischer Modelle überprüft. Die Beurteilung der Ergebnisqualität erfolgte mittels Cox-Regressionsanalyse.

Ergebnisse: Bei pT1/2 Tumoren werden Brusterhaltende Operationen (BET) in westdeutschen Regionen signifikant häufiger durchgeführt als in ostdeutschen (p<0.0001; B.:67,3%, D.:65,3%, M.:83,3%, S.:76,3%). Mit Ausnahme der über 70-Jährigen wurde der vorgegebene BET-Anteil von ≥60% in allen Regionen bereits vor der Leitlinienimplementierung erreicht. Im multivariaten Modell, welches die unterschiedliche Verteilung der Prognosefaktoren berücksichtigt, wird der regionale Einfluss geringer.

Die Sentinellymphknotenbiopsie (SLNB) wurde insgesamt schnell umgesetzt, wenn auch regional unterschiedlich. Bereits ab 2002 stiegen die Raten stark an, sodass mit Einführung dieses Qualitätsindikators in die aktualisierte Leitlinie 2008 der vorgegebene Anteil von ≥60% in allen Regionen erreicht war (p<0.0001; B.:61,6%, D.:65,4%, M.:80,2%, S.:60,3%).

Die zunächst univariat höhere 10-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit in der Region München (OAS B.:61,6%, D.:59,8%, M.:72,5%, S.:62,1%) lässt sich in der multivariaten Cox-Regressionsanalyse größtenteils durch die regional unterschiedliche Verteilung der Prognosefaktoren erklären.

Zusammenfassung: Es zeigen sich regionale Unterschiede bezüglich der leitliniengerechten Primäroperation von Mammakarzinompatientinnen, Unterschiede in der adjustierten Überlebenswahrscheinlichkeit waren in geringerem Ausmaß nachweisbar.