Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2011; 8 - A171
DOI: 10.1055/s-0031-1278174

Prognostische Bedeutung der Proliferation in unterschiedlichen molekularen Subtypen beim adjuvant unbehandelten nodal-negativen Mammakarzinom

M Schmidt 1, D Böhm 1, A Lebrecht 1, M Gehrmann 2, J Hengstler 3, H Kölbl 1
  • 1Universitätsmedizin, Frauenklinik, Mainz, Deutschland
  • 2Bayer, Leverkusen, Deutschland
  • 3Leibniz Research Centre, IfADo, Dortmund, Deutschland

Zielsetzung:

Proliferation hat eine große prognostische Bedeutung beim Mammakarzinom. Wir haben den prognostischen Einfluss der Proliferation für unterschiedliche molekulare Subtypen (luminal, basal-like, erbB2-like) in 766 nodal-negativen Patientinnen untersucht.

Material und Methoden: Wir analysierten Microarray Datensätze von drei unabhängigen und bereits publizierten Kohorten (Mainz, Rotterdam, TRANSBIG). Nach hierarchischer Clusteranalyse konnten ko-regulierte Gene identifiziert werden. Daraufhin wurde ein Metagen als Surrogat für alle Gene im Proliferationscluster kalkuliert. Die Patientinnen wurden anhand der mRNA Expression von Östrogenrezeptor (ESR1) und erbB2 (ERBB2) den unterschiedlichen molekularen Subtypen luminal (ESR1+/ERBB2-), basal-like (ESR1-/ERBB2-) und erbB2-like (ERBB2+) zugeordnet. Die Unterschiede für das Proliferationsmetagen zwischen den molekularen Subgruppen wurden mit Mann-Whitney Test untersucht. Das metastasenfreie Überleben (MFS) wurde mittels Log-rank Test sowie multivariater Cox Regression, die auch traditionelle Prognosefaktoren berücksichtigte, analysiert.

Ergebnisse: Das Proliferationsmetagen war in basal-like und erbB2-like Mammakarzinomen signifikant höher als in luminal differenzierten (p<0,001). Patientinnen mit einer höheren Expression des Proliferationsmetagens wiesen im Gesamtkollektiv multivariat (HR 1,58, 95% KI 1,16–2,27, p=0,004) ein kürzeres MFS auf. Neben dem Proliferationsmetagen behielt nur die Tumorgröße ihre unabhängige prognostische Bedeutung (HR 1,79, 95% KI 1,18–2,72, p=0,007). 521 (68%) Mammakarzinome wurden als luminal, 106 (14%) als erbB2-like und 139 (18%) als basal-like klassifiziert. Der prognostische Einfluss des Proliferationsmetagens fand sich ausschließlich in den luminalen Mammakarzinomen (p<0,001) und nicht in den erbB2-like (p=0,667) oder basal-like (p=0,673) differenzierten.

Zusammenfassung: Die Proliferation spielt eine entscheidende prognostische Rolle im Gesamtkollektiv der nodal-negativen Mammakarzinome. Dieser prognostische Einfluss ist allerdings ausschließlich in den luminal differenzierten und nicht in den erbB2-like oder basal-like Mammakarzinomen zu finden.