Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2011; 8 - A156
DOI: 10.1055/s-0031-1278159

Klinischer Score zur Prognoseabschätzung beim metastasierten Mammakarzinom

AC Regierer 1, R Wolters 2, A Weigel 1, K Possinger 1, J Eucker 1, M Wischnewsky 2
  • 1Charite – Universitätsmedizin Berlin, Med. Klinik Onkologie, CCM, Berlin, Deutschland
  • 2Universität Bremen, FB Mathematik u. Informatik, Bremen, Deutschland

Zielsetzung:

Obwohl die Diagnose von Fernmetastasen eine infauste Situation darstellt, ist der Verlauf der Erkrankung sehr variabel. Das beste therapeutische Vorgehen ist v.a. von klinischen Faktoren abhängig. Eine standardisierte Prognoseabschätzung anhand einfach zu erhebender Parameter hat eine große klinische Relevanz.

Material und Methoden: Retrospektive Analyse von 935 Mammakarzinompatientinnen, bei denen zwischen 1982 und 2009 eine Fernmetastasierung diagnostiziert wurde. Es wurde eine Cox-Regressionsanalyse klinischer Parameter, die bei Erstdiagnose der Fernmetastasierung vorhanden waren, durchgeführt und hieraus ein Risikoscore entwickelt.

Ergebnisse: Das mediane Alter betrug 56 Jahre (23–87) und die mittlere Beobachtungszeit 32,7 Monate (Std 32,2). Die häufigsten Metastasenlokalisationen waren Knochen (47%), Weichteile (36%) und Leber (24%). Multivariat wurden als signifikante Faktoren der Hormonrezeptorstatus, die Lokalisation der Metastasen sowie das rezidivfreie Intervall ermittelt (jeweils p<0.01). Drei Risikogruppen wurden klassifiziert, die hoch signifikante Unterschiede im Überleben ab Metastasierung zeigten (niedrig vs. intermediär: HR=1,79, 95%, CI. (1,40–2,30), p<0,001; niedrig vs. hoch: HR=3,63, 95% CI. (2,87–4,58), p<0.001). Das mediane Überleben in den drei Gruppen betrug 61, 38 und 22 Monate (log rank: p<0.001). Diese Ergebnisse bleiben sowohl bei prämenopausalen als auch bei postmenopausalen Patientinnen konsistent. Die Mittelwerte des Scores stiegen in Abhängigkeit des Diagnosedatums hochsignifikant an. Das prognostische Risiko der Patienten an der Charité erhöhte sich also kontinuierlich.

Zusammenfassung: Anhand eines einfachen Scores mit klinischen Faktoren lässt sich eine sehr gute Prognoseeinschätzung bei Auftreten der Fernmetastasierung erreichen. Das Risikoprofil des untersuchten Kollektivs stieg im Untersuchungszeitraum hochsignifikant an.