Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2011; 8 - A148
DOI: 10.1055/s-0031-1278151

Das virile Mammakarzinom – Präsentation besonderer Verläufe anhand ausgewählter Fälle des interdisziplinären Brustzentrums der Universitäts-Frauenklinik Düsseldorf

M Pileva 1, S Mohrmann 1, K Zwiefel 1, M Neumann 1, S Obenauer 1, E Langer 1, U Hüttemann 1, W Janni 1, A Schönherr 1
  • 1Universitätsklinik, Frauenklinik, Düsseldorf, Deutschland

Einleitung:

Das männliche Mammakarzinom ist selten (Prävalenz 1/100000). Das Erkrankungsalter liegt zwischen 60 und 70 Jahren. Risikofaktoren sind familiäre Belastung, erhöhte Östrogenspiegel und vorangegangene Bestrahlung. Invasiv-duktale Adenokarzinome, die Östrogen- und Progesteronrezeptoren und einen negativen Her2neu-Status aufweisen, sind typisch. Die Therapie der Wahl ist bei Operabilität die radikal modifizierte Mastektomie. Die Sentinellymphonodektomie scheint ähnlich effektiv wie bei Frauen zu sein. Die adjuvante Therapie ist vom Tumorstadium abhängig und kann Chemotherapie, Radiatio und endokrine Therapie (Tamoxifen) beinhalten.

Kasuistiken:

Wir berichten über drei Patienten, die sich durch den besonderen Verlauf der Erkrankung vom typischen virilen Mammakarzinom unterscheiden. Der erste Patient fiel durch ein fortgeschrittenes, metastasiertes, inflammatorisches Mammakarzinom auf, welches 8 Wochen nach einer Bypassoperation auftrat. Beim zweiten Patienten wurde man auf das Mammakarzinom durch ein paraneoplastisches bullöses Pemphigoid aufmerksam. Der dritte Patient zeigte die untypische Histologie eines muzinösen G1-Karzinoms. Im Vergleich dazu zeigt der vierte Fall das typische Bild des invasiv-ductalen Mammakarzinoms bei einem 79-jährigen Patienten.

Zusammenfassung:

Ein inflammatorisch-fortgeschrittenes Mammakarzinom 8 Wochen nach thorakaler Operation bei zuvor klinisch unauffälligem Lokalbefund ist eine Rarität. Ein Zusammenhang mit der Hypoxie im Rahmen der Bypassoperation und einer HIF-1 vermittelten Tumorprogression kann hypothetisiert werden. Im Gegensatz dazu steht das in dem anderen Fall berichtete lokal langsames Wachstum bei einem muzinösen G1-Karzinom. Bei unklaren persistierenden Hautveränderungen sollte ein paraneoplastisches Syndrom in die differenzialdiagnostischen Überlegungen einbezogen werden. Insgesamt zeigt sich, dass das seltene virile Mammakarzinom Verläufe mit unter Umständen erschwerter Diagnosefindung aufweisen kann, so dass auch bei untypischen Symptomen oder Anamnese beim Mann die ausführliche Untersuchung der Brust erfolgen muss.