Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2011; 8 - A120
DOI: 10.1055/s-0031-1278123

Finale Daten der „Gut Informieren – Gemeinsam Entscheiden!„ Studie – eine multizentrische Studie zur Optimierung des shared decision making

MP Lux 1, CR Löhberg 1, MR Bani 1, MG Schrauder 1, L Häberle 1, TD Tänzer 2, D Radosavac 3, A Scharl 4, I Bauerfeind 5, J Gesslein 6, H Schulte 7, B Overbeck-Schulte 7, MW Beckmann 1, PA Fasching 1
  • 1Universitätsklinikum Erlangen, Frauenklinik, Erlangen, Deutschland
  • 2Medicoreha, Neuss, Deutschland
  • 3Stiftung Krankenhaus Bethanien, Innere Medizin II/Kardiologie, Moers, Deutschland
  • 4Klinikum St. Marien, Frauenklinik, Amberg, Deutschland
  • 5Klinikum Landshut, Frauenklinik und interdisziplinäres Brustzentrum, Landshut, Deutschland
  • 6Klinikum Nürnberg, Klinik für Frauenheilkunde, Nürnberg, Deutschland
  • 7Bundesvorstand derFrauenselbsthilfe nach Krebs e.V., Bonn, Deutschland

Zielsetzung:

Die patientinnenorientierte Entscheidung benötigt die Aufklärung über das Nutzen und Risiko unterschiedlicher Therapieoptionen. Zahlreiche Faktoren können die Entscheidungsfindung beeinflussen. Die vorliegende Studie untersucht die Forderungen von Patientinnen und ÄrztInnen für den notwendigen Benefit einer Option und die beeinflussenden Faktoren.

Material und Methoden:

Es wurden 9.000 Fragebögen an Patientinnen mit einem Mammakarzinom mit der Unterstützung zahlreicher Selbsthilfegruppen und zertifzierten Brustzentren mit Erhebung von soziokulturellen Faktoren und Tumoranamnese und 6.938 Fragebögen an onkologisch tätige ÄrztInnen mit Erhebung des Berufsumfelds und Erfahrung ausgegeben. Die Bewertung des notwendigen Benefits erfolgte anhand von Fallbeispielen.

Zusammenfassung:

2.065 Patientinnen (22,94%) und 472 ÄrztInnen (6,8%) haben teilgenommen. Anhand der 12 adjuvanten Fallbeispiele zeigen sich signifikante Unterschiede zwischen den beiden Kollektiven in der Einschätzung des notwendigen Benefits einer Therapieoption (Chemotherapie, Antihormontherapie, Antikörpertherapie und Strahlentherapie). Während die onkologisch tätigen ÄrztInnen den tatsächlich zu erwartenden Benefit in der Regel realistisch einschätzen, zeigen sich bei den Patientinnen zwei Subgruppen: einerseits eine Gruppe, denen der kleinste Benefit ausreicht, um einer Therapie zuzustimmen und andererseits eine Gruppe mit der Forderung eines unrealistischen Vorteils durch die Therapie. Zahlreiche Faktoren beeinflussen die Einschätzung des notwendigen Benefits signifikant (Patientinnen: z.B. Lebensalter, Bildungsgrad, Kinderzahl, Alter der jüngsten Kinder, Besuch von Selbsthilfegruppen, Intervall seit Erstdiagnose, Rezidiv, Chemotherapie/Antikörpertherapie in der Eigenanamnese, Studienteilnahme, erfahrene Nebenwirkungen; ÄrztInnen: Lebensalter, Berufserfahrung, Arbeiten an einem Zentrum, Patientinnenzahl, Nutzung von Risikoberechnungsprogrammen).

Zusammenfassung:

Die Einschätzungen eines notwendigen Benefits zeigen deutliche Unterschiede zwischen Patientinnen und ÄrztInnen. Zahlreiche individuelle Faktoren beeinflussen die Entscheidung. Diese Ergebnisse können dazu dienen, die professionelle Aufklärung und gemeinsame Therapieentscheidung zu optimieren