Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2011; 8 - A112
DOI: 10.1055/s-0031-1278115

Schwangerschaft nach Mammakarzinom – Case-Report und aktuelle Datenlage

B Lawrenz 1, E Neunhoeffer 1, M Henes 1, S Huebner 1, M Banys 1, T Fehm 1
  • 1Universitäts-Frauenklinik Tübingen, Deutschland

Fragestellung:

Durch die verbesserte Früherkennung und die optimierten onkologischen Therapien liegt die Heilungsrate beim Mammakarzinom über alle Stadien hinweg bei 88%. Viele junge Frauen haben nach überstandener Erkrankung einen ausgeprägten Kinderwunsch.

Wir analysierten die Literatur zu folgenden Fragestellungen:

Teratogene Effekte der Chemotherapie auf die Nachkommen

Nachsorge des Mammakarzinoms in der Schwangerschaft

Einfluss der Schwangerschaft auf die Mammakarzinomerkrankung

Fallvorstellung: K.K., Jahrgang 1970

2004 Mamma-CA rechts, pT1c pN0 M0 G3 HR negativ, Her positiv. BET rechts, adjuvante Chemotherapie und Radiatio.

5/07, 1/08: Abortus incompletus

3/08 Zweitkarzinom Mamma links, pT2 pN0 M0 G3 HR positiv, Her positiv. BET links, adjuvante Chemotherapie, antiendokrinen Therapie (GnRH-Analoga)

1/10 Beendigung antiendokrine Therapie, prospektiver Kinderwunsch, eingeschränkte ovarielle Reserve

3/10 Zyklusmonitoring mit Ovulationsinduktion zum Geschlechtsverkehr, spontaner Schwangerschaftseintritt

12/10: Vakuumextraktion bei Geburtsstillstand: Geburt eines gesunden, normgewichtigen Mädchens

Teratogene Effekte der Chemotherapie auf die Nachkommen?

Fall-Kontroll-Studien konnten keine erhöhte Anomalie-Rate zeigen, auch kein signifikant erhöhtes Risiko für das Auftreten von nicht-erblich bedingten Krebsarten.

Nachsorge des Mammakarzinoms in der Schwangerschaft?

Die in der S3-Leitlinie empfohlenen Nachsorge-Untersuchungen lassen sich in der Schwangerschaft durchführen. Lediglich die geforderte Mammografie ist problematisch. Diagnostische Maßnahmen bei dringendem Malignom- Verdacht: Ultraschall, Stanzbiopsie, Mammagrafie (nach Abschirmung des Feten).

Einfluss der Schwangerschaft auf die Mammakarzinomerkrankung?

SS-Eintritt <6 Monaten nach Diagnose: Statistisch nicht-signifikant erhöhtes Mortalitätsrisiko

SS-Eintritt 6–24 Monate nach Diagnose: Statistisch nicht-signifikant vermindertes Mortalitätsrisiko

Geburt zwischen 2 und 5 Jahre nach Diagnose: Statistisch signifikant vermindertes Mortalitätsrisiko

Schlussfolgerung einer Metaanalyse von 14 Studien zur Fragestellung des Rezidivrisikos: Schwangerschaft nach Mammakarzinom sicher zu sein scheint.