Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2011; 8 - A106
DOI: 10.1055/s-0031-1278108

Plastisch-Chirurgische Rekonstruktion nach hauterhaltender Mastektomie bei familiärer Risikokonstellation – ein zweizeitiges Konzept

A Kleinschmidt 1, C Mau 2, I Edusei 1, S Frantzen 1, U von Fritschen 1
  • 1Helios Klinikum Emil von Behring Berlin, Plastische und Ästhetische Chirurgie, Berlin, Deutschland
  • 2Helios Klinikum Berlin Buch, Gynäkologie, Berlin, Deutschland

Einleitung:

Zunehmend setzt sich hierzulande die prophylaktische hauterhaltende Mastektomie bei Frauen mit hohem familiären Risiko durch.

Ein wesentlicher Aspekt bei den meist jungen Frauen für die Entscheidung zum prophylaktischen Eingriff ist das ästhetische Langzeitergebnis. Mit Silikonimplantaten ist meist kein gutes Langzeitergebnis erreichbar. Die besten Resultate lassen sich durch mikrochirurgische Eigengewebsrekonstruktion erzielen.

Bei einer Primärversorgung wird das Rekonstruktionskonzept durch therapeutische Konsequenzen nach histologischer Aufarbeitung in bis zu 14% aller Fälle gefährdet. Wir favorisieren mit unseren Kooperationspartnern ein zweizeitiges Vorgehen. Zuerst erfolgt die onkologische Resektion mit subkutaner Spacereinlage. Falls erforderlich, wird die onkologische/adjuvante Behandlung angeschlossen. Die mikrochirurgische Rekonstruktion erfolgt im Intervall.

Methode:

15 Patientinnen wurden uns in den vergangenen 24 Monaten mit familiärer Risikokonstellation vorgestellt. Die prophylaktische subkutane Mastektomie erfolgte durch den onkologischen Gynäkologen mit Sofortimplantataufbau zum Erhalt des Hautmantels. Nach 4–6 Monaten schloss sich die mikrochirurgische Rekonstruktion an. 11 Patientinnen erhielten beidseitige DIEP-Flap-Rekonstruktionen, 3 eine TMG, 1 die Rekonstruktion vom Gesäß (I- GAP).

Ergebnisse:

Im Follow-up von 24 Monaten wurde die Patientenzufriedenheit anhand eines Fragebogens ermittelt.

Ein Brustwarzenerhalt konnte bei 14 Patientinnen gewährleistet werden. Bei einer Patientin erfolgte die Simultanrekonstruktion mit beidseitigem DIEP-Flap. Nach Vorliegen der abschließenden Histologie musste einseitig eine Nachresektion der Mamille und Radiatio erfolgen.

Die subjektive Zufriedenheit mit sehr gut bewertet (80%). Insgesamt war es in keinem Fall der Sekundärrekonstruktionen notwendig, das Gesamtrekonstruktionskonzept zu ändern. Majorkomplikationen auf das Langzeitsekundärergebnis bezogen, wurden nicht beobachtet.

Diskussion:

Ziel der bilateralen mikrochirurgischen Rekonstruktion ist ein ästhetisch optimales Langzeitergebnis. Bei einer simultanen Eigengewebsrekonstruktion besteht die Gefahr, dass mit abschließender Histologie zusätzliche therapeutische Maßnahmen das transplantierte Gewebe kompromittieren oder bei erforderlicher Nachresektion das gesamte Konzept verwerfen.

Die Patientinnen werden vor dem Ersteingriff ausführlich über das zweizeitige Vorgehen aufgeklärt. In der Literatur wird die notwendige Nachresektions- und Radiatiorate mit bis zu 15% angegeben.