Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2011; 8 - A101
DOI: 10.1055/s-0031-1278103

Prädiktiver Wert von TNBC und Manchester-Score für die Wahrscheinlichkeit einer BRCA-Mutation: Ergebnisse des Deutschen Konsortiums Familiärer Brust- und Eierstockkrebs

K Kast 1, RK Schmutzler 2, N Arnold 3, C Bartram 4, U Bick 5, S Briest 6, W Distler 1, T Grimm 7, M Kiechle 8, R Kreienberg 9, C Nestlé-Krämling 10, B Schlegelberger 11, E Schröck 12, P Wieacker 13, A Meindl 8, C Engel 14
  • 1Universitätsklinikum Dresden, Frauenklinik, Dresden, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Köln, Frauenklinik, Schwerpunkt Familiärer Brust- und Eierstockkrebs, Köln, Deutschland
  • 3Universitätsklinikum Kiel, Frauenklinik, Kiel, Deutschland
  • 4Universitätsklinikum Heidelberg, Institut für Humangenetik, Heidelberg, Deutschland
  • 5Charite Campus Mitte, Institut für Radiologie, Berlin, Deutschland
  • 6Universitätsklinikum Leipzig, Frauenklinik, Leipzig, Deutschland
  • 7Universität Würzburg, Institut für Humangenetik, Würzburg, Deutschland
  • 8Klinikum rechts der Isar der TU München, Frauenklinik, München, Deutschland
  • 9Universitätsklinikum Ulm, Frauenklinik, Ulm, Deutschland
  • 10Universitätsklinikum Düsseldorf, Frauenklinik, Düsseldorf, Deutschland
  • 11Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Zell- und Molekularpathologie, Hannover, Deutschland
  • 12Universitätsklinikum Dresden, Institut für Klinische Genetik, Dresden, Deutschland
  • 13Universitätsklinikum Münster, Institut für Humangenetik, Münster, Deutschland
  • 14Universitätsklinikum Leipzig, Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie, Leipzig, Deutschland

Einleitung: TNBC (Triple Negative Breast Cancer) wird häufiger bei BRCA1- als bei BRCA2-assoziiertem Mammakarzinom diagnostiziert. Der Manchester-Score basiert auf der Eigen- und Familienanamnese und besitzt eine gute Prädiktivität hinsichtlich des Vorliegens von BRCA-Mutationen. Ziel der Arbeit war die Untersuchung des prädiktiven Werts von TNBC und des Manchester-Scores bei Familien mit Verdacht auf BRCA-Mutation.

Methoden: In den Zentren des Deutschen Konsortiums Familiärer Brust- und Eierstockkrebs wurden von 1996-2011 insgesamt 7446 Familien erfasst, bei denen aufgrund definierter klinischer Kriterien der Verdacht auf das Vorliegen einer BRCA-Mutation bestand. In allen Familien wurde bei der Indexpatientin eine Mutationssuche in BRCA1 und BRCA2 durchgeführt. Angaben zum TNBC-Status lagen bei 4092 Indexpatientinnen vor. Die Datenauswertung erfolgte mittels ROC-Analyse und logistischer Regression.

Ergebnisse: 52% der BRCA1- und 9% der BRCA2-assoziierten Mammakarzinome sind triple negativ. Sowohl der TNBC-Status als auch der Manchester-Score sind unabhängige signifikante Prädiktoren für das Vorliegen einer BRCA-Mutation. Die Prädiktivität des Manchester-Scores insbesondere für BRCA1-Mutationen wird durch die Hinzunahme der TNBC-Information deutlich gesteigert (Odds ratio 11,7; Steigerung der korrekten Vorhersagerate von 76% auf 84%). TNBC ist ein Negativkriterium für das Vorliegen einer BRCA2-Mutation (Odds ratio 0,44). Der prädiktive Wert eines TNBC ist abhängig von der jeweiligen familiären Risikokonstellation.

Diskussion: Der BRCA-Status wird zukünftig Therapieentscheidungen beim Mammakarzinom mehr und mehr beeinflussen. Insbesondere unter Hinzunahme histopathologischer Parameter wie Triple-Negativität bietet der Manchester Score ein verlässliches Instrument zur Schätzung der Mutationswahrscheinlichkeit in Abhängigkeit von der Eigen- und Familienanamnese.