Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2011; 8 - A93
DOI: 10.1055/s-0031-1278095

Versorgungssituation auf dem Prüfstand: Wie erleben Frauen mit Brustkrebs ihre Versorgung?

S Indefrey 1, M Hasseler 1, A Behncke 1, C Heidl 1, H Kran 1, K Pichlmüller 2, S Schödel 2, S Strupeit 1
  • 1Freie Mitarbeit bei KOMEN Deutschland e.V., Frankfurt a. M., Deutschland
  • 2KOMEN Deutschland e.V., Frankfurt a.M., Deutschland

Zielsetzung: Auf der Basis des individuellen Erlebens von an Brustkrebs Erkrankten soll ein Verständnis für Problemstellen und Potentiale in der Versorgung entwickelt und darauf aufbauend Ansätze zur Verbesserung der Versorgungssituation formuliert werden.

Materialien und Methoden: Basierend auf einem qualitativen Forschungsansatz wurden von Juni bis September 2010 halbstrukturierte Fokusgruppeninterviews mit 28 Personen in vier Regionen Deutschlands durchgeführt (Lingen=12; Frankfurt=5; Köln=7; Heidelberg=4).

Auswertung: Die Fokusgruppeninterviews wurden systematisch und regelgeleitet nach der Methode der qualitativen Inhaltsanalyse (Mayring) ausgewertet. Die Qualität der Auswertung wurde anhand von Gütekriterien qualitativer Forschung durch verschiedene auswertende Personen kontrolliert.

Ergebnisse: Der Spagat zwischen dem Eingebundensein in eine hochtechnisierte, standardisierte Behandlungsmaschinerie auf der einen und der Bezugsnahme auf die individuelle Geschichte einer Erkrankten auf der anderen Seite, konfrontiert Gesundheitsprofessionen mit verschiedenen Herausforderungen, die häufig mit Problemen im Bereich Kommunikation und Interaktion einherzugehen scheinen. Die für die Bereiche Früherkennung, Diagnosestellung, Therapie und Nachsorge beschriebene mangelnden Kontinuität der Versorgung erfordert aus Sicht der Interviewten eine verbesserte multidisziplinäre Zusammenarbeit und Integration von Fachpersonal wie Brustschwestern und Psychoonkologen, um in allen Phasen der Erkrankung auftretende Bedarfe und Bedürfnisse kontinuierlich und individuell auffangen zu können.

Zusammenfassung: Differenzierte Versorgungsformen, die Expertisen anderer Berufsgruppen integrieren und bedarfs- und bedürfnisorientiert ausgerichtet sind sowie eine verbesserte Kontinuität über Sektoren und Leistungserbringer hinweg ermöglichen, scheinen eine sinnvolle Erweiterung der aktuellen Versorgungssituation darzustellen. Insgesamt sollte der Fokus vom Krankenhaus auch auf nachgelagerte Bereiche und deren Kooperationen und Maßnahmen gelenkt werden, da die erkrankten Frauen überwiegend im primären Sektor der Gesundheitsversorgung betreut werden.